DAAD-Lektorenprogramm Veranstaltungen
Vom 26. bis 28. August 2024 kamen rund 200 Germanistinnen und Germanisten aus China, Japan, Korea, Deutschland und anderen europäischen Ländern zur Asiatischen Germanistentagung 2024 (AGT 2024) nach Qingdao. Unter dem Motto „Technik – Gesellschaft – Kultur: Herausforderungen und Chancen für die Germanistik heute“ hatte das Organisationskomitee der Universität Qingdao zu Plenarvorträgen, Podiumsdiskussionen und Sektionsbeiträgen in das Huiquan Dynasty Hotel am Strand von Qingdao am Gelben Meer eingeladen.
Die Konferenz bot ein vielfältiges Programm. Das Themenspektrum reichte von Übersetzungsfragen, einschließlich der Rolle von Künstlicher Intelligenz, über Entwicklungen im DaF-Unterricht im digitalen Zeitalter, korpusbasierte Lehr- und Lernforschung, politische und kulturelle Analysen deutschsprachiger Länder aus chinesischer Perspektive bis hin zu Netzwerken zur Stärkung des Faches Deutsch als Fremdsprache.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) war durch zwei Vorträge von Dr. Daniel Jach vertreten, der Einblicke in die korpusbasierte Lehr- und Lernforschung sowie in das politische Chinabild in Reden des Deutschen Bundestages gab. Außerdem waren Dr. Liu Xiaoxiao, stellvertretende Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking, und Thorsten Müller-Diu, DAAD-Lektor an der Zhejiang University in Hangzhou, vor Ort, um den Austausch und die Vernetzung zu fördern.
Das wechselhafte Wetter in Qingdao während der Konferenz tat der Stimmung keinen Abbruch. In entspannter und lebhafter Atmosphäre diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kritisch in den Sektionen, tauschten Erfahrungen in den Kaffeepausen und beim gemeinsamen Essen aus oder verfolgten die engagierten Podiumsdiskussionen zwischen erfahrenen Wissenschaftlern und Nachwuchsforschern über die Herausforderungen der Germanistik in Asien sowie die Potenziale und Risiken, die Künstliche Intelligenz für Lehre und Forschung mit sich bringt.
Das nächste Treffen der Asiatischen Germanistentagung ist für 2027 in Seoul, Südkorea, geplant. Wir freuen uns schon jetzt auf einen weiteren anregenden Austausch über die Zukunft der Germanistik in Asien!
(Daniel Jach)
Einen wichtigen Tag hatte die Abteilung für Interkulturelle Deutschstudien an der Universität Qingdao am 25. August 2024 zu feiern. Vor 30 Jahren wurde nicht nur die Abteilung gegründet, sondern auch parallel dazu das Wirtschaftskooperationsprojekt Shandong-Bayern ins Leben gerufen. Entsprechend groß war der Andrang: von Vertretern der Shandonger Provinzregierung und der Deutschen Botschaft Peking über das Bayerische Hochschulzentrum für China und die Germanistik in Bayreuth bis hin zum Goethe Institut und der Hans-Seidel Stiftung waren alle vertreten, die sich in den letzten drei Jahrzehnten für eine erfolgreiche Zusammenarbeit eingesetzt haben. Und da durfte der DAAD natürlich nicht fehlen, der über die Jahre immerhin schon ein Dutzend Lektoren an den Lehrstuhl vermittelte. So waren zwei ehemalige Lektor*innen ebenso mit von der Partie als auch die aktuelle Außenstellenleitung in persona von Ole Engelhardt und Liu Xiaoxiao.
Dass an diesem Tag nicht nur stolz auf die geleistete Arbeit zurückgeblickt wurde, sondern auch der Grundstein für neue Kooperationsformen gelegt wurde, verdankt sich der feierlichen Unterzeichnung eines Doppelabschlussprogramms zwischen der Qingdao Universität und der Universität Bayreuth. Diese erfolgreiche Weiterentwicklung der bisherigen Kooperationen zeigt, dass sich auch in weniger rosigen Zeiten viel bewegen lässt, wenn Vertrauen und Ehrgeiz dominieren.
Abgerundet wurde der Tag durch mehrere Arbeitsgruppen, die sich u.a. mit der Gestaltung eines modernen Curriculums für den Studiengang „Deutsch + Big Data“ beschäftigten. Für die meisten ging es tags darauf nahtlos weiter mit der mehrtägigen Asiatischen Germanistentagung, die die Deutschabteilung zusätzlich organisierte. Die Tage in Qingdao waren daher eine wunderbare Gelegenheit auf 30 Jahre zurückzublicken, die Gegenwart zu gestalten sowie die Zukunft zu planen. Und nicht zuletzt gab es viele schöne Wiedersehen mit Weggefährten, deren Karrieren nicht selten mit Förderungen des DAAD verbunden sind.
(Thorsten Müller-Diu)
Im Mai und Juni organisierte der DAAD in China im Rahmen des Lektorenprogramms – initiiert durch die DAAD-Lektorinnen Katharina Eberle und Katharina Quicker – das innovative Projekt Job Lab. Unter dem Motto Mit Deutsch in die Zukunft bot die Messe Berufsperspektiven für chinesische Deutschlernende, um sie auf ihrem Weg in die Arbeitswelt zu unterstützen. Dabei handelte es sich um keine herkömmliche Berufsmesse, sondern um eine mobile und nachhaltige Plakatausstellung, welche Unternehmen und deren Kontakte auf Postern präsentierte. Das Job Lab fand an den bedeutenden Standorten Guangzhou, Shanghai und Peking statt. Ein Rahmenprogramm aus Vorträgen, Panel-Diskussionen und Bewerbungstrainings komplementierte die Ausstellung an allen Standorten. Im Wintersemester 24/25 wird die wandernde Berufsmesse zwischen den Universitäten der DAAD- und OeAD-Lektoratsstandorten zirkulieren.
Projektidee
Die Idee für das Projekt Job Lab hatten Katharina Eberle und Katharina Quicker insbesondere deshalb, weil den beiden Lektorinnen in ihrem Berufsalltag die immer wiederkehrende Frage Was kann man mit einem Germanistikstudium machen? begegnete. Viele Germanistikstudierende kämpfen mit Zukunftsängsten und schwindender Motivation, welche von aktuell hohen Arbeitslosenzahlen unter Universitätsabsolvent:innen in China zudem flankiert werden.
Projektziele
Hier setzt das Job Lab an: Indem es Berufsbilder und Karrierewege mit deutlichem Bezug zu deutschsprachigen Ländern oder zur deutschen Sprache präsentiert, zeigt es die vielfältigen Möglichkeiten auf, die chinesischen Germanistikstudierenden nach dem Studium offenstehen. Im Rahmenprogramm sprachen Expert:innen und bereits berufstätige Germanist:innen über die Relevanz des Fachs im globalen Kontext. Erfolgsgeschichten von Absolvent:innen dienten außerdem als Inspiration, Orientierung und Motivation für die Studierenden und boten einen praxisnahen Einblick ins Berufsleben. In den veranstalteten Bewerbungstrainings konnten die Teilnehmenden Bewerbungsunterlagen optimieren, Bewerbungsgespräche simulieren und sich über branchenspezifische Anforderungen informieren. Pausengespräche, etwa mit Verterter:innen der AHK, den deutschen und österreichischen Auslandsvertretungen oder dem DAAD, boten zudem die Möglichkeit der beruflichen Vernetzung und des bilateralen Austausches wertvoller Kontakte.
Veranstaltungen im Fokus
Am 19. Mai 2024 fand im Deutschen Generalkonsulat Kanton in Guangzhou von 10:00 – 17:30 Uhr der Auftakt der Veranstaltungsreihe statt, zu dem ungefähr 100 Besucher:innen kamen. In ihrem Eröffnungsvortrag betonte Jana Ludwig, Stellvertretende Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Kanton, die Bedeutsamkeit der weiteren Zusammenarbeit und die Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und China und erörterte Berufsbilder im wirtschaftlichen und diplomatischen Kontext.
Martin Klose, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer in China – Süd – und Südwest China stellte die AHK Greater China vor, gab Tipps zur konkreten Jobsuche in China und sprach über die Arbeitskultur deutschsprachiger Länder.
Germanistikabsolvent Simon Li berichtete anschließend in einem zweisprachigen Vortrag über seinen beruflichen Werdegang.
Im praktischen Teil der Veranstaltung wurden zwei Bewerbungstrainings angeboten: Melanie Späthe, DAAD-Lektorin in Guangzhou, leitete den ersten Workshop und vermittelte den Teilnehmenden praktische Techniken zur Verbesserung ihrer nonverbalen Kommunikation und sensibilisierte sie für standardisierte Fragen im Bewerbungsgespräch. Das zweite Bewerbungstraining, mit Fokus auf das schriftliche Bewerbungsverfahren, führte Dr. Ingo Köster, DAAD-Ortslektor an der Guangdong University of Foreign Studies.
Am 26.Mai öffnete von 10:00 – 17:30 Uhr das German Centre Shanghai dem Job Lab seine Türen. Am Vormittag führten die DAAD-Lektor:innen Silke Litz und Daniel Simon jeweils ein Bewerbungstraining durch. Am Nachmittag wurde die Vortragsreihe durch Peter Hergemöller, Leiter der Abteilung für Marketing und Kommunikation des German Centre Shanghai, eröffnet. In seinem anschaulichen Beitrag stellte er die Arbeit des German Centre und damit auch Berufsperspektiven für Germanistikstudierende vor und ging auf das Leben und Arbeiten zwischen Deutschland und China ein. Dem schloss sich der Vortrag von Uwe Koch, Leiter des Referats für Kultur und Bildung sowie des Wissenschaftsreferates des Deutschen Generalkonsulats Shanghai, an, wobei er die Notwendigkeit der Germanistik in China und ihren Stellenwert im Land herausarbeitete. Parallel zum dritten Bewerbungstraining des Tages, durchgeführt von der DAAD-Lektorin Caroline Gallardo, führte die Personalleiterin der AHK Greater China, Vivian Gu, ein Quizz durch, welches unterhaltsam in die Arbeit der AHK einführte. Anschließend berichtete Philipp Ehner, Trainee der DIHK, von seinem persönlichen Karriereweg und schenkte Tipps für Berufseinsteiger:innen im deutsch-chinesischen Kontext. Der Abschlussvortrag von Alexandra Runge, Österreichische Vizekonsulin für Handelsangelegenheiten, bot einen Überblick über die österreichische Unternehmenswelt sowie die Arbeit von Advantage Austria in China. Auch organisatorisch war Österreich, über die OeAD-Lektorinnen Gloria Reim und Sabrina Schwaiger, am Job Lab Shanghai stark beteiligt.
Bevor das Job Lab am 2. Juni von 14:00 – 19:00 Uhr im German Centre Beijing stattfand, führte DAAD-Lektorin Sabrina Stock am Vormittag ein digitales Bewerbungstraining für Teilnehmende aus ganz China durch. Die Berufsmesse selbst wurde durch den Vortrag von Ole Engelhardt, Leiter der DAAD-Außenstelle in Peking, eröffnet, in welchem er die Arbeit des DAAD, aber auch Berufsperspektiven für Germanistikstudierende, herausstellte. Ihm folgte der Vortrag von Anna Sporbeck, Praktikantin im Bereich Marketing am German Centre Beijing. Als studierte Germanistin ging sie auf ihren Einstieg ins Berufsleben sowie auf die Arbeit im German Centre Beijing ein. Martin Fox, Experte für Unterricht am Goethe Institut Peking, ließ die Teilnehmenden in seinem anschließenden Workshop New Work über ihre persönlichen Ansprüche an zukünftiger Arbeitsformen, aber auch deren Grenzen, reflektieren. Der abschließende Blended-Learning Workshop, Referent und DAAD-Lektor Eugen Zak war den Besucher:innen virtuell aus Qingdao zugeschaltet, sensibilisierte für Körpersprach und Small-Talk-Themen in Bewerbungsgesprächen.
Fazit
Das Job Lab erreichte insgesamt rund 300 Besucher:innen und wurde von diesen sehr positiv aufgenommen, was angeregte Gespräche, interessierte Nachfragen und eine Teilnahme am gesamten Tagesprogramm der meisten Besucher:innen spiegeln. Durch die erfolgreiche Umsetzung des Job Labs in Guangzhou, Shanghai und Peking wurde der Grundstein für eine mögliche jährliche Fortsetzung des Projekts gelegt.
Das Job Lab entstand in Kooperation mit den deutschen Auslandsvertretungen in Kanton, Shanghai und Peking, dem German Centre Shanghai, dem German Centre Beijing, der AHK Greater China, Advantage Austria, dem OeAD sowie dem Goethe Institut Peking. Indem es DAAD-Lektor:innen aus ganz China als Workshopleitende einband, wirkte es zudem als Lektorenprogramm gesamtumspannendes Projekt.
Katharina Eberle/ Katharina Quicker
Am 22. Juni kamen 40 Schülerinnen und Schüler von vier Mittelschulen aus Shanghai an die Fremdsprachenfakultät der Fudan, um herauszufinden, was man in einem Germanistik- und einem Französischstudium macht. Veranstaltet wurde der Erkundungstag mit Veranstaltungen zu Sprache, Kultur und Literatur von den beiden Abteilungen für Deutsch und Französisch der Universität, DAAD-Lektor Daniel Simon sowie OeAD-Lektorin Gloria Reim.
Zu einem Studium der deutschen und französischen Philologie gehört nicht nur, diese so weit entfernten Sprachen zu lernen, es kann auch dazu gehören, einen verzweifelnden Inspektor in einer Irrenanstalt zu spielen, ein eigenes Gedicht zu kleben, in die Welt mittelalterlicher französischer Literatur einzutauchen und die andere Seite französischer Lyrik zu erkunden. Der Vize-Dekan der Fakultät Prof. Liu Wei begrüßte die SchülerInnen mit dem Versprechen, dass ihnen die Türen der Fakultät immer offen stehen, um diese noch fremden Kulturen kennen zu lernen. Auch die Leiter der Deutschabteilung Prof. Li Shuangzhi und der Französischabteilung Prof. Chen Jie machten deutlich, dass das Studium einer Sprache und einer bisher unbekannten Kultur der Schlüssel zu einer neuen Welt ist, deren Erkundung den Horizont erweitert und unerwartete Erkenntnisse bereithält.
Im Anschluss lernten die TeilnehmerInnen in vier Workshops beispielhafte Kurse der zwei Sprachabteilungen kennen. Im Germanistikworkshop von DAAD-Lektor Daniel Simon probierten sie selbst aus, den Anfang von Friedrich Dürrenmatts Die Physiker zu inszenieren. Um auf der Bühne zu performen, muss man Stimme und Körper aufwärmen, genau wie im Sport, um laut zu sprechen und flexibel zu reagieren. Die Sprache war dabei kein Hindernis. Wer schon Deutschkenntnisse hatte, sprach auf Deutsch, wer noch keine hatte, antwortete in chinesischer Übersetzung. Erste Hemmungen fielen schnell und die TeilnehmerInnen spielten eine beeindruckende erste Kurzaufführung. Spaß und Erkundung durch eigenes Ausprobieren stand auch im Lyrik-Workshop von OeAD-Lektorin Gloria Reim im Mittelpunkt. Die Bandbreite der Lyrik reicht von klassischen Formvollendungen wie Der Erlkönig bis zu Ottos Mops und konkreter Poesie. Aus einem bunten Sammelsurium an Büchern, Zeitschriften, Prospekten waren die SchülerInnen aufgefordert, Textfetzen, Worte, Bilder herauszuschneiden und zu einem eignen Kunstwerk zusammenzukleben. Die daraus entstandenen Kollagen, egal ob das Worte oder Bilder im Vordergrund standen, waren kreativ, lustig bis lakonisch.
Im Workshop der Französischabteilung stellte Éric Bonvin die französischsprachigen Länder und Regionen der Welt vor, deren Ausmaß für einige SchülerInnen überraschend war. Anhand von Videos und interaktiven Methoden lernten sie im Anschluss, wie man sich auf Französisch vorstellt. Und sie waren aufgefordert, das Gelernte sofort untereinander anzuwenden. Außerdem führte Herr Bonvin die SchülerInnen in die Welt der mittelalterlichen französischen Literatur ein und stellte mit Hilfe von Animationen klassische mittelalterliche französische Werke wie die Artus-Sage vor. Im Workshop „Die andere Seite der französischen Literatur“ führte die stellvertretende Leiterin der Französischabteilung Prof. Li Jiaying die TeilnehmerInnen in die Werke berühmter französischer AutorInnen ein. Durch unterhaltsame Frage- und Antwort-Runden, Interaktion und dem lauten Vorlesen von Werken erkundeten die Schüler die Welt der französischen Literatur. Beim Theaterlesen konnten viele SchülerInnen an vorherigen Theatererfahrungen anknüpfen und sofort den Charme des französischen Theaters spüren.
Zuletzt konnten die SchülerInnen einen Einblick in das Studentenleben aus erster Hand bekommen. Studierende stellten die Clubs der beiden Abteilungen vor, die eine breite Palette an Aktivitäten organisieren: Von Lesungen über ein Fremdsprachenfest bis zu kulinarischen Veranstaltungen ist alles dabei. Außerdem erzählten Studierende von ihren Auslandsaufenthalten, schönen und seltsamen Begegnungen. Tipps für schöne Städte zum Bereisen wie Straßburg oder Tübingen waren ebenso dabei wie eine Warnung vor der Deutschen Bahn.
Unter der Leitung der Dhoch3-Botschafterinnen, Katharina Eberle und Katharina Quicker, fanden von Februar bis Mai drei mehrtätige Dhoch3-Fortbildungen für Deutschlehrkräfte in Hongkong und Shanghai statt. Im Mittelpunkt stand immer die Diskursive Landeskunde, jedoch immer in unterschiedlichen Workshopformaten.
Die Workshopserie startete im Februar am Goethe Institut Hongkong. Die zweitätige Fortbildung war dabei Teil des übergeordneten Projektes „Ausbildung von lokalen Deutschlehrkräften für Hongkonger Grund- und Sekundarschulen“, welches von Eva Korb, Leiterin der Spracharbeit Goethe Institut Hongkong und Kathrin Bode, DAAD-Lektorin Hongkong, konzipiert und geleitet wird. Die Teilnehmenden, welche im Rahmen ihres Studiums bereits fundierte Deutschkenntnisse erworben haben, werden dabei über die Projektlaufzeit eines Jahres im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache ausgebildet. Am Dhoch3-Workshop partizipierten jedoch nicht nur die Projektteilnehmenden, sondern auch Deutschlehrkräfte, die bereits im Beruf stehen und an Hongkonger Universitäten und Schulen unterrichten.
Im darauffolgenden Monat richteten die Doch3-Botschafterinnen eine Fortbildung für interne Deutschlehrkräfte des Goethe Instituts Hongkong aus. Der Workshop wurde dabei erstmals im Blended-Learning-Format durchgeführt: Die Referentinnen waren den Teilnehmenden virtuell zugeschaltete, während diese sich im Präsenzraum befanden. Die Fortbildung erstreckte sich über zwei Wochen, wobei zwischen den zwei Workshopeinheiten eine individuelle Selbstlernphase der Teilnehmenden lag. Unter der Voraussetzung einer gut funktionierenden Technik zeigt sich, dass ein solches zeit- und kostensparendes Format auch zukünftig denkbar ist.
Ende Mai war Dhoch3 zu Gast in Shanghai. Im Goethe-Sprachlernzentrums fand ein ganztägiger Dhoch3-Workshop für Teilnehmende aus dem Großraum Shanghai statt, dieses Mal wieder in Präsenz. Die relativ hohe Dichte an Deutschabteilungen in der Region, führte zu dem sehr positiven Ergebnis von über 20 Anmeldungen.
Alle Fortbildungsveranstaltungen charakterisierten heterogene Gruppen aus Muttersprachlern und Nicht-Muttersprachlern, aus Lehrenden an Universitäten und Schulen, welche von allen Teilnehmenden als besonders bereichernd empfunden wurden. So boten die Dhoch3-Workshops auch Gelegenheit zum Austausch von Erfahrungen und zum Networking. Inhaltlich waren die Veranstaltungen ebenso abwechslungsreich konzipiert und eröffneten den Teilnehmenden, neben der theoretischen Vermittlung unterschiedlicher Konzepte der Landeskunde, die Gelegenheit den diskursiven Ansatz für die eigene Unterrichtspraxis zu erproben, aber auch kritisch zu reflektieren.
Dhoch3 sind Online-Studienmodule, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für die weltweite akademische Ausbildung von Deutschlehrerenden entwickelt wurden. Dhoch3 wird darüber hinaus zur Weiterbildung von Lehrenden in der Germanistik und deren Unterrichtsgestaltung genutzt und bietet Materialien, welche die Umsetzung von Online– und Blended-Learning-Unterricht erleichtern.
Weltweit engagieren sich DAAD-Lektor:innen im Dhoch3-Botschaftsprogramm, informieren an ihren Standorten zum Programm und organisieren individuelle Workshops zu einzelnen Modulen. Für China sind derzeit Katharina Quicker (Xiamen University) und Katharina Eberle (Guangdong University of Foreign Studies) als Dhoch3-Botschafterinnen im Einsatz.
Treten Sie mit den Dhoch3-Botschafterinnen in Kontakt, wenn auch Sie Interesse an der Organisation eines Dhoch3-Workshops oder einer Informationsveranstaltung haben.
Katharina Eberle
Das didaktisch-methodische Prinzip der Aufgabenorientierung im Sinne von lerneraktivem, aufgabenbasiertem Lernen und möglichst authentischer Kommunikation ist innerhalb der letzten Jahrzehnte – zumindest im deutschen und englischsprachigen Sprachraum – zu einem festen Bestandteil der fremdsprachdidaktischen Forschung geworden und stellt ein einflussreiches Konzept dar. Laut dem gegenwärtigen Konsens innerhalb der Fachdidaktik sollten die Lernenden daher im Mittelpunkt des Geschehens stehen und Unterricht möglichst aktiv mitgestalten, um prozedurale und persönlichkeitsbezogene Kompetenzen effektiv zu entwickeln.
Um den Germanistik-Studierenden im 6. Semester/Bachelor an der Universität Xiamen die Gelegenheit zu einem authentischen und inhaltsbezogenen Austausch im Sinne der Aufgabenorientierung zu bieten, wurde ein Unterrichtsprojekt mit dem Fokus auf der Erstellung von Podcasts in den Schreibkurs integriert. Die 22 Studierenden wurden dazu ein Semester à 2 Semesterwochenstunden lang angeleitet, eine Podcast-Serie im Genre Storytelling zum Thema Deutsche Spuren in Fujian zu erstellen, wodurch sie nicht nur ihre schriftsprachlichen Kompetenzen auf lexikalischer, grammatischer, pragmatischer, syntaktischer und semantischer Ebene entwickelten, sondern auch in generische, thematische, sprachliche, stilistische und technische Elemente des Podcastings eintauchten.
Ein besonderer Aspekt des Projekts war die Schaffung eines kultur-historischen Austauschs mit der deutschsprachigen Zuhörerschaft. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, ihre erstellten Podcasts einem breiteren Publikum zu präsentieren und so einen realen Beitrag zum kulturellen Austausch basierend auf den Forschungsergebnissen zu Fujian und die chinesisch-deutschen Beziehungen vor 1949 von Prof. Liu Yue et al. zu leisten.
Ein strukturierter Arbeitsplan führte die Studierenden durch verschiedene Phasen, beginnend mit der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand “Podcast”. Dies erfolgte durch das Lesen wissenschaftlicher Texte, die eine theoretische Grundlage für die praktische Umsetzung ebneten. Ergänzend dazu folgte die Analyse von Statistiken und Schaubildern, um ein fundiertes Verständnis für den Podcast als Medium, dessen Entwicklung und Nutzung sowie die Sensibilisierung für Urheberrechte und Creative Commons zu entwickeln.Dieser theoretische Hintergrund bildete die Basis für die Phase der Erstellung einer eigenen Podcast-Folge. Um die Studierenden bei der Realisierung dieses Schrittes zu unterstützen, erfolgte weiterhin die Analyse eines Beispiel-Podcasts im Genre Storytelling, um sprachliche Mittel, akustische Elemente und Techniken zu identifizieren, die für die Ästhetik von Podcasts charakteristisch sind.
Im nächsten Schritt lag der Fokus auf der praktischen Umsetzung und kreativen Gestaltung. Die Studierenden erstellten ein Intro und Outro für ihre Podcast-Serie und verfassten ein Skript, das eine gründlichen Recherche von relevanten Informationen zu Menschen aus Deutschland, die im 20. Jahrhundert in Fujian lebten, voraussetzte.
Die abschließende Phase beinhaltet die Post-Produktion, bei der die aufgenommenen Inhalte bearbeitet und zu einer professionellen Podcast-Serie zusammengestellt wurden. Dieser Prozess verlangte neben dem im Unterricht erlernten technischen Know-how auch eine kritische Bewertung der eigenen Arbeit im Vergleich zu den erworbenen theoretischen Kenntnissen.
Durch diesen umfassenden Arbeitsplan erhielten die Studierenden nicht nur Einblicke in die praktische Umsetzung zur Erstellung von Podcasts im Storytelling-Genre, sondern entwickeln auch wichtige Fähigkeiten in den Bereichen Textanalyse, Recherche, multimodales Schreiben, Aufnahme- und Postproduktionstechniken. Zudem wurden gleichzeitig prozedurale Teilkompetenzen wie Hörverstehen, mündlicher Ausdruck und Leseverstehen aber auch persönlichkeitsbezogene Kompetenzen wie Sozialkompetenz, Lernerautonomie, Medienkompetenz, kulturelle Sensibilität sowie Peer-Review und Selbstkorrektur gestärkt.
Anhand der Lerntagebücher, die am Semesterende von den Studierenden verfasst wurden, ließ sich trotz der sprachlichen Herausforderung wissenschaftliche Inhalte in eine neue Textsorte – Storytelling – zu übersetzen, ein großer Zuspruch für dieses Unterrichtsprojekt erkennen.
Als besonders positiv empfunden wurde vor allem die Arbeit an der gemeinsam Podcast-Episode in der Gruppe, aber auch die Möglichkeit mit der Fremdsprache etwas für die deutschsprachige Gesellschaft erschaffen zu haben. Mehrere Studierende merkten an, dass es beim Schreiben des Skriptes nicht nur darum ginge, eine Geschichte zu erzählen, sondern auch darum, das Publikum mittels rhetorischer Fragen sowie das Teilen von Emotionen aktiv einzubeziehen. Sie plädierten dafür in Zukunft ähnliche Projekte im Unterricht zu realisieren, gerade weil sie am Ende etwas erreicht haben, was sie am Anfang nicht für möglich hielten. Ein Student schrieb sogar, dass „dieses Semester zweifellos ein ertragreiches Semester“ gewesen sei und das Unterrichtsprojekt „eine unvergessliche Erinnerung in [s]einem Leben sein wird“.
Dies soll auch andere Dozent_innen ermutigen, ähnliche Unterrichtsprojekte trotz der Herausforderungen, die das multimodale Schreiben mit sich bringt, im Fremdsprachenunterricht umzusetzen. Es wäre wünschenswert ähnliche Podcast-Serien zu produzieren sowie das didaktisch-methodische Prinzip der Aufgabenorientierung in weiteren Kursen zu implementieren.
Katharina Quicker
Germanistik-Studierende mehrerer Shanghaier Universitäten kamen am Wochenende vom 14. und 15. Oktober an die Fudan-Universität, um in drei Didaktik-Workshops einen Einblick zu bekommen, was es heißt, als Deutsch-Lehrkraft zu arbeiten.
Was war die größte Herausforderung, eine eigene Unterrichtsstunde zu entwerfen? Zu entscheiden, welcher Inhalt an welchem Punkt einer Unterrichtsstunde platziert sein muss, damit die SchülerInnen immer den nächsten Schritt bewältigen können – da sind sich viele der Teilnehmenden einig, nachdem sie ihre selbst erarbeitete Stunde vorgestellt haben. In einem 6-stündigen Workshop-Marathon lernten die TeilnehmerInnen Grundwissen der Sprachdidaktik kennen, auf Einladung von DAAD-Lektor Daniel Simon am Samstag an der Fudan-Universität bei ihm, DAAD-Lektorin Melanie Späthe und Kristof Rostoski, Lehrer am Goethe-Jinchuang Sprachlernzentrum. Sie beschäftigten sich mit den Fragen, wie man Unterricht plant, für verschiedene Zwecke Aufgaben erstellt, wie eine Lehrkraft für sich die eigene Rolle definiert und wie man Unterrichts handlungsorientiert gestalten kann. Gerade dass die Aktivität der SchülerInnen im Mittelpunkt stehen soll, war ein Fokus der Veranstaltung. War es traditionell in der chinesischen Bildung oft so, dass die Lehrkraft das Wissen übermitteln solle und die SchülerInnen die Empfänger, die es passiv in sich aufnehmen sollten, wird seit einiger Zeit der Unterricht immer interaktiver – eine Entwicklung, die dieser Workshop unterstützen wollte.
Teilnehmen konnten alle interessierten Germanistik-Studierenden aller Shanghaier Universitäten ab dem zweiten Bachelor-Jahrgang. Nachdem sie am ersten Tag eine Menge Input bekommen haben, war es in einem zweiten Schritt an Ihnen, aktiv zu werden. In Kleingruppen planten sie zum Sonntag eine Deutschstunde mit einem Lehrwerk für die Mittelschule zu einem vorgegebenen Thema. Nicht nur haben sich alle Gruppen intensive Gedanken gemacht, was die Ziele der jeweiligen Stunde sind und wie man den Inhalt arrangieren und präsentieren muss, um das Ziel zu erreichen, auch hatten alle strukturierte, überlegte, kreative oder ganz persönliche Herangehensweisen an den Inhalt. In der Rückmeldung der Studierenden waren es vor allem die Fragen, wie man Vokabeleinführung, Textarbeit, Grammatikarbeit und alle Lernschritte anordnet, damit die SchülerInnen nicht einen Schritt gehen müssen, auf den sie noch nicht vorbereitet sind, und so klar zu kommunizieren, dass die SchülerInnen immer wissen, was sie machen sollen.
Im Nachgang des Workshops gehen die Studierenden nun an verschiedene Mittelschulen in Shanghai, die so großzügig waren und sich bereit erklärt haben, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, in einem Praktikum Unterricht zu beobachten und in einer Unterrichtseinheit selbst vor der Klasse zu stehen und zu unterrichten. Das Wochenende war eine bereichernde Erfahrung für die Workshopleiter und -leiterin sowie – nach eigenem Bekunden – für die TeinehmerInnen. Oder in den Worten der Studierenden: „Inspiriert und müde“.
Am 26. September war der Autor Yannic Han Biao Federer zu Gast an der Fudan Universität und las aus seinem Roman Tao, der Geschichte des gleichnamigen jungen Mannes, der dem mysteriösen Tod des Vaters vor Jahren in Hongkong und der eigenen Familiengeschichte nachspürt.
Ist die deutsche Gesellschaft freundlich zu fremd aussehenden Menschen? Tobi, der eigentlich Tao heißt, macht sich nach der schmerzhaften Trennung von Miriam auf die Spuren seiner eigenen familiären Vergangenheit. Sein Vater, der als junger Mann von Indonesien nach Deutschland gekommen war, ist vor Jahren in Hongkong auf ungeklärte Weise gestorben, während er auf der Suche nach der Vergangenheit seines Vaters war, der als Kind von Südchina nach Indonesien verschleppt worden war. Nun lebt Tao bzw. Tobi in der deutschen Gesellschaft und sieht nicht ganz genau wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft aus. Seine Trennung bringt ihn dazu, sich auf die Suche nach seinen Wurzeln zu machen. Und immer wieder begegnet ihm die Frage nach seiner Herkunft, wobei sich die Fragenden meist nicht mit seiner Antwort: „Freiburg“ zufriedengeben.
Die Frage des Umgangs der deutschen Gesellschaft mit Menschen, die nicht so aussehen wie die große Mehrheit oder die sogar nach Deutschland eingewandert sind, interessiert das Publikum, Studierende und Lehrende der Fudan sowie Gäste von außerhalb. In seiner Antwort zeichnet Federer ein differenziertes Bild einer Gesellschaft, in der in weiten Teilen ein „fremdes“ Aussehen normal ist, in der es aber auch alltägliches und unabsichtlich ausgrenzendes Verhalten gibt, sowie Gegenden, die man meidet, wenn das Aussehen nicht der Mehrheit entspricht.
Ebenso waren die Zuschauer am offensichtlich autobiografischen Bezug des Autors interessiert, der genau wie sein Protagonist selbst halb-deutsch-indonesischer Herkunft mit chinesischem Ursprung ist. Er nutze die Fiktion als Schutzmauer der Reflexion, durch die er Fragen der eigenen Biografie und Identität reflektieren könne, ohne offenzulegen, welcher Teil real und welcher Fiktion sei. Denn, wie er an andere Stelle ausführt, Literatur diene dazu, Antworten anzubieten, zu denen es keine eindeutigen Fragen gebe.
Für die Zuschauer war Taos Geschichte ein spannender Anlass, über die Fragen von Identität, Zugehörigkeit und der Selbst-Reflexion beim Schreiben zu sprechen, was diese Veranstaltung des deutsch-chinesischen Austauschs so passend widerspiegelte.
Vom 29. Mai – 4. Juni fand die Erste Deutsche Kulturwoche an der Guangdong University of Foreign Studies (GDUFS) statt und bot den Studierenden ein abwechslungsreiches Programm aus Workshops und Vorträgen zu Kunst, Film und Literatur.
„Ich brauch´ Tapetenwechsel“, leitete das Lied von Hildegard Knef die Eröffnungsfeier der Deutschen Kulturwoche am 29. Mai ein und verdeutlichte damit die Zielsetzung dieser: Die Kulturwoche sollte den Studierenden eine Abwechslung zum vollen Studienalltag bieten, die Möglichkeit Kunst und Kultur deutschsprachiger Länder produktiv und außerhalb der Klassenzimmer zu erleben und nicht zuletzt die Gelegenheit, Deutsch aktiv und in natürlichen Sprachkontexten anzuwenden. Die Kulturwoche wurde von Prof. Jiao Fangtai, Vizepräsident der GDUFS, eröffnet. Ihm folgte die feierliche Ansprache des Konsuls der Bundesrepublik Deutschland in Guangzhou, Jan Rudolph. Diesem schloss sich die Grußbotschaft von Ruth Schimanowski, Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking, an, bevor Prof. Lu Mingjun, Vizedekanin der Fakultät für Europäische Sprachen und Kulturen, das Publikum begrüßte. Der zweite Teil der Eröffnungsfeier wurde von den Studierenden getragen, welche die Gäste mit einer abwechslungsreichen Show aus Chor- und Livesynchronisationsauftritten begeisterten.
Das Programm wurde am Mittwochabend fortgesetzte. Katharina Eberle, DAAD-Lektorin an der GDUFS, hielt den Vortrag „Ihr Weg nach Deutschland“, um die Studierenden über Stipendienmöglichkeiten des DAAD und das deutsche Hochschulsystem zu informieren. Zhou Jiying, Absolventin der Sun-Yatsen Universität, stellte anschließend das APS-Verfahren vor und teilte wertvolle Tipps zum Prüfungsverfahren, dessen erfolgreiches Bestehen eine Grundvoraussetzung für ein Studium in Deutschland darstellt. Bei einem abschließenden Quiz konnten die Germanistikstudierenden ihr vorhandenes Wissen über ihr Zielland testen.
Der Donnerstagnachmittag war ganz der Kunst gewidmet: Wilmer Flórez, freischaffender Künstler, führte in einem bildreichen Vortrag durch die deutsche Kunstgeschichte, bevor die Teilnehmenden im anschließenden Kunstworkshop selbst produktiv wurden. Dabei erlernten sie die Cyanotypie- Technik, welche Fotos über Sonnenlicht entwickelt. Die Teilnehmenden druckten dabei Fotos deutscher Kunstwerke, welche sie zuvor im Vortrag kennengelernt hatten. Über die produktive Auseinandersetzung mit den einzelnen Werken, vertieften sie ihr Wissen, recherchierten Informationen zu ihren Kunstwerken und kamen mit dem Kursleiter darüber ins Gespräch.
Am Donnerstagabend fand der Workshop „Einführung in die Filminterpretation“ statt, bei welchem Katharina Eberle, studierte Kulturwissenschaftlerin, die Studierenden am Beispiel von „Good bye, Lenin“ in die Bedeutung und ins Lesen filmischer Mittel einführte.
Ein tieferes Eintauchen in den deutschen Film ermöglichte der nächste Tag: Der promovierte Medienwissenschaftler Dr. Ingo Köster skizzierte in seiner Vorlesung die historische Entwicklung des deutschen Films und zeigte im anschließenden Filmscreening Wim Wenders´ „Der Himmel über Berlin“.
Am Samstagvormittag lud Prof. Feng Yalin, der Sichuan International Studies University, die Studierenden zu einem digitalen Vortrag ein, welcher vom kulturellen und literarischen Gedächtnis sowie den Grenzen des Erinnerns handelte.
Am letzten Tag der Kulturwoche hatten die Studierenden beim Besuch der „Deutschen Ecke Guangzhou“ im Restaurant Brez´n, nicht nur die Gelegenheit in moderierten Gesprächen mit anderen Deutschsprechenden und Deutschlandalumni in Austausch zu kommen, sondern auch typisch deutsches Essen zu probieren – und dieses beim Klischeecheck in Form eines Kartenspiels auch direkt wieder als solches zu hinterfragen.
Die Deutsche Kulturwoche erreichte mit ihrem Programm insgesamt ca. 300 Germanistikstudierende, welche hauptsächlich von der GDUFS, vereinzelt aber auch von Deutschabteilungen umliegender Universitäten zu Besuch kamen.
Katharina Eberle (DAAD-Lektorin der Guangdong University of Foreign Studies)
Ob als Marketingmanagerin für Übersee, Zollfachangestellte, Versicherungsberater oder Deutschlehrer – die Berufsaussichten für chinesische Germanistikabsolventen sind vielseitig, aber nicht immer eindeutig als solche erkennbar. Und genau darin liegt eine der großen Herausforderung des Studienfachs!
Dieser Herausforderung nahm sich das dritte Bachelorjahr der Deutschabteilung der Guangdong University of Foreign Studies (GDUFS) an, indem es im Sommersemester 2022 Interviews mit Unternehmen führte, für die sich die Studierenden als zukünftige Arbeitgeber interessierten. Die Interviewees wurden nach ihrem beruflichen Werdegang befragt, nach Einstiegsvoraussetzungen und Herausforderungen, aber auch, ob sie in ihrem aktuellen Beruf glücklich seien und welche Rolle Konzepte der New Work im Arbeitsalltag spielen. Entstanden sind zehn Gespräche, hauptsächlich mit Germanistikabsolventen, welche die Studierenden anschließend zu einer Broschüre ausarbeiteten, damit eine größere Leserschaft von den Einblicken profitieren kann.
Unter dem Passwort 1234 ist die Broschüre frei verfügbar unter:
https://pan.baidu.com/s/1pNgqHCMmKqvqREbyKW2MAg?pwd=1234
(Katharina Eberle)
Was bedeuten Glück, Heimat und Arbeit in der deutschsprachigen Philosophie? Wie werden die Begriffe in China und in Deutschland verstanden? Und was bedeuten Sie für jeden Einzelnen von uns?
Darüber kamen die Teilnehmenden mit der Philosophin Johanna Kosch auf der Veranstaltungsreihe Auf ein Bier mit der Philosophie ins Gespräch. Eingeleitet wurde jedes Treffen durch einen Impulsvortrag der Referentin zum jeweiligen Thema, bei welchem die Teilnehmenden deutsche Philosoph:innen und Denkschulen kennenlernten, um anschließend selbst in Kleingruppen – angeleitet durch Frau Kosch- ins Philosophieren zu kommen.
Auf ein Bier mit der Philosophie war eine dreiteilige digitale Veranstaltungsreihe, die von April bis Juni an der Guangdong University of Foreign Studies für Studierende und Lehrende der Deutschabteilung stattfand und von der dortigen DAAD-Lektorin Katharina Eberle konzipiert und organisiert wurde. Mit durchschnittlich 40 Teilnehmenden pro Veranstaltung wurde diese sehr erfolgreich angenommen.
(Katharina Eberle)
An der XMU wurden zwei außercurriculare Projekte initiiert. Ersteres Projekt, welches auch vom deutschen Generalskonsulat in Kanton unterstützt wird, nimmt Bezug auf das 50-jährige Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und China und richtet sich an alle Bachelorstudierenden. Im Rahmen dieses Projektes fanden insgesamt 5 Workshops á 90 Minuten statt, die den Studierenden die Gelegenheit boten, sich mit Geschichten von Menschen zu beschäftigen, die sich zwischen China und Deutschland bewegen. Der ersten zwei Workshops galten der Begegnung mit drei Kurzgeschichten zur Thematik, die das Generalkonsulat Kanton auf seiner WeChat-Seite veröffentlicht hat. Im Fokus stand dabei die sinnliche Erfahrung, Erkundung der spezifischen Verfasstheit und auch die Form der Sprache. In den darauffolgenden Workshop-Sitzungen bekamen die Studierenden die Gelegenheit, selbst die Rolle von Autor:innen einzunehmen und an jene kulturellen und wissenschaftlichen Brücken zu erinnern, die die beiden Länder verbinden. Nach umfangreichen Recherchen oder aber auch Interviews mit Personen, die sich zu beiden Ländern zugehörig fühlen, wurden kreative Kurzgeschichten produziert. Der sich an die Workshop-Reihe anschließende Kurzgeschichtenwettbewerb mit einer feierlichen Preisverleihung lud die Studierenden dazu ein, besonders kreativ und produktiv zu werden. Die lesenswerten Geschichten werden demnächst auf der WeChat-Seite des Generalkonsulats Kanton veröffentlicht.
(Katharina Quicker)
1. Platz:
Ein Zuhause in der Ferne: Ein willkommenes Restaurant in Südchina
Gu Chun & Cao Feiyan
2. Platz:
Thomas Derksen: Kleine Brücke zwischen Deutschland und China
Li Shu & Ye Jiaqian
3. Platz:
Jeff Huang in Deutschland
Zeng Liuming & Chen Shuzhen
Ein Zuhause in der Ferne: Ein willkommenes Restaurant in Südchina (2022)
Er heißt Felix Kraemer. Der Vorname „Felix“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „der Glückliche“. Daher wählte er auch einen chinesischen Namen, der der Bedeutung von Felix nah kommt: Han Dale.
Im Jahr 2012 wurde er von einem Professor der Universität Xiamen eingeladen, hier Design-Workshops für Studierende im zweiten Studienjahr zu leiten. Dies war sein erster Besuch in China, der aber nicht von kurzer Dauer bleiben sollte. Nun lebt er schon seit zehn Jahren mit seiner chinesischen Frau May und seinem Sohn hier in Xiamen.
Vor 10 Jahren blühte Xiamen in dem Sinne auf, als dass er als ein sehr kreativer und romantischer Ort angesehen wurde. Es gab Paare, die nach Xiamen reisten, um am Strand lange Spaziergänge bei Sonnenuntergang zu genießen. Aber in der Gegend von Zengcuo’an gab es auch viele Indie-Konzerte kleiner einheimischer Bands und es etablierte sich das Paddle-Boarding. Es gab dort ein kleines Strandresort namens Daring Duck, das Wassersportmöglichkeiten, ein Restaurant, eine Bar und eine gemütliche Atmosphäre zum Entspannen bot. Felix und seine Freunde gingen hier gern segeln und paddeln und entspannten in der Nähe der Huandao Road mit all den malerischen Palmen.
Während Felix an der Uni arbeitete, eröffnete er mit seinem Freund eine Bar, um Bier nach deutscher Rezeptur zu brauen. Sie hieß Amoy Brau und befand sich in der Daxue Road in der Nähe des Simming Campus. Im Laufe der Zeit hatte er allmählich davon genug, in einer Bar zu arbeiten. Es wurde zu viel getrunken, und es herrschte immer die gleiche Stimmung. Er suchte die Ruhe und wollte lieber an einen ruhigeren Ort ziehen.
Derzeit leben Felix und seine Familie im Bezirk Xiang’an, einer eher ländlichen Gegend von Xiamen, im Landesinneren. Auch wie es dazu kam, gibt es inzwischen einige interessante Geschichten.
Eine italienische Freundin von ihm namens Lisa, die auf dem Campus in Xiang’an lebte, hatte ein altes Haus gemietet und ein Café eröffnet. Felix half ihr, es ein wenig zu dekorieren, und so erfuhr er, dass es einige alte Häuser zu mieten gab und dass in dieser Gegend internationale und einheimische Studenten wohnten. Daraufhin meinte ein einheimischer Freund zu ihm: “Hey, lass uns ein paar Bierchen im Xiang’an-Viertel trinken. Ich habe dort ein altes Haus, das ich vermieten will”, und er fand, das klang nach einem guten Plan.
Er verbrachte eine Nacht in dem alten Steinhaus und fand es so cool und so entspannend. Also fragte er May, seine Frau: “Was meinst du, sollen wir aufs Land umziehen und ein bisschen experimentieren? Vielleicht eine Bar oder ein Restaurant eröffnen?” Und May sagte: “Hört sich gut an, ich arbeitete online, das ist für mich auch in Ordnung.” Er hat ein bisschen recherchiert, was die Studierenden dort gerne essen würden, und sie sagten, „solange Käse drauf ist, ist alles gut“. Dann fing er an, sich mit Rezepten für leckere Pizza zu beschäftigen, z. B. welche Zutaten und welchen Käse man verwenden sollte. Er kaufte ein paar Sachen, und in dem Haus, das er mietete, war bereits eine Küche mit einem Ofen eingebaut, also waren es optimale Voraussetzungen.
Dann schaffte er nach und nach mehr Inventar an, und immer mehr Leute kamen. Im ersten Jahr gab es im Restaurant viele internationale Studierende. Er hatte oft thailändische Studierende zu Besuch, also bat Felix sie, ihm zu zeigen, wie man ihre lokalen Spezialitäten kocht, um sie mit ihrem gewohnten Geschmack versorgen zu können. Die Idee war, einen Ort zu schaffen, an dem sich jeder in Xiang’an willkommen fühlt. Ein Zuhause in der Ferne, das ist immer noch sein Slogan.
Jeden Tag wurde das Yellow Stone House besser und besser, und das gab Felix die Gewissheit, dass er das Richtige tat. Jetzt sind die internationalen Studierenden nicht mehr in der Überzahl, und ihm ist klar geworden, dass er mehr Gerichte zubereiten muss, um sowohl internationale als auch einheimische Freunde zu bewirten. Zusammen mit seiner Frau hat er es bereits zu einem Familienrestaurant entwickelt. Viele Leute aus der Umgebung kommen mit ihren Kindern. Sie lieben die Spaghetti, Würstchen, Schweinshaxen und alle anderen Spezialitäten. So haben Felix, seine Frau, seine Angestellten ihr Zuhause in Xiamen und ein recht erfolgreiches Restaurant im Bezirk Xiang’an aufgebaut.
(Gu Chun & Cao Feiyan)
Thomas Derksen: Kleine Brücke zwischen Deutschland und China (2022)
Haben Sie von Thomas Derksen gehört? Vielleicht ist er nicht so berühmt in Deutschland wie in China. Der chinesische Schwiegersohn ist durch Online-Medienplattformen zu einem bekannten Influencer geworden, aber er bezeichnet sich selbst lieber als kleine Brücke des kulturellen Austauschs zwischen Chinesen und Deutschen.
Sein chinesischer Name heißt Ah Fu, was auf Chinesisch Glückskind bedeutet. Seit 2016 leben er und seine chinesische Frau in Shanghai. Mit dem Zuspruch seiner Frau begann er, sein erstes Video zu drehen und war überrascht, wie gut es ankam. Seitdem zeigt er in humorvollen Videos sein Leben und seine vielfältigen Erfahrungen als Deutscher in China. In seinen Videos geht es unter anderem um Essen, seine erfolgreiche Abnehm-Erfahrungen, Interviews um 3 Uhr 30 morgens und die Vorstellung von Deutschland für Chinesen. Er veröffentlicht seine Videos auf verschiedenen Plattformen wie z. B. Acfun, Bilibili, Facebook und YouTube.
Obwohl Thomas Millionen von Fans hat, möchte er nicht als Influencer bezeichnet werden, sondern lieber eine kleine Brücke zwischen China und Deutschland sein. „Obwohl viele Deutsche noch nie in China waren, seien sie sehr neugierig auf China und würden die Gedanken und Gewohnheiten der Chinesen verstehen wollen“, meint Thomas. In Thomas’ Videos geht es also nicht nur um Spaß, sondern mehr um die kleinen Dinge, die den chinesischen Alltag widerspiegeln. Um 3 Uhr 30 interviewt Thomas beispielsweise junge Menschen auf der Straße am frühen Morgen, um ihre Probleme oder unterschiedliche Ansichten über das Leben zu verstehen. Diese Show ist ein großer Erfolg geworden. Wenn Thomas in Deutschland Urlaub macht, zeigt er das Leben dort. Einmal interviewte er einen Auszubildenden in einem Unternehmen, um Chinesen das duale System in Deutschland vorzustellen. Seine Videos sind leicht zu verstehen, indem er alltägliche Sprache benutzt. Viele Fremdsprachenlernener nutzen seine Videos als Lernmaterial, um die Kultur des anderen Lands kennenzulernen.
Thomas wurde von schon vielen Medien interviewt, für die eines der wichtigsten Themen Thomas’ Gefühle für China sind. Im Jahr 2007, als Thomas noch Schüler war, reiste er mit seinen Klassenkameraden zum ersten Mal nach China. Er hat sich sehr in China verliebt. Nach seiner Rückhehr nach Deutschland lernte Thomas fleißig chinesisch, um in China leben und arbeiten zu können. Jetzt hat er sich seinen Traum erfüllt. Thomas bietet den beiden Völkern mehr Möglichkeiten, sich gegenseitig zu verstehen. Er leistet zweifellos einen großen Beitrag zum deutsch-chinesischen Austauch.
(Li Shu & Ye Jiaqian)
Jeff Huang in Deutschland (2022)
Mein Name ist Jeff Huang. Wegen meines Studiums kann ich leider nicht oft nach China reisen. Ich vermisse meine Eltern sehr. Glücklicherweise habe ich einen netten Mitbewohner namens Mauritius, der sehr wenig chinesisches Essen kennt. Die ständige Quarantäne war zu langweilig, deshalb ist mir eine ausgezeichnete Idee in meinen Kopf geschossen, nämlich Videos zum Thema Essen in Bilibili upzuloaden. Zu meiner Überraschung hatte ich 1 Million Klicks und 200,000 Likes bekommen, als ich das erste Video hochgeladen habe. Erstaunlicherweise habe ich jetzt schon 685,000 Fans.
In dem Video habe ich Mauritius verschiedene chinesische Gerichte gezeigt. Zum Beispiel Mapo Tofu, Meicai Kourou und süß-saueres Schweinefleisch. Aber nicht einfach mit Reis, sondern mit Brot, das ihm am allerliebsten schmeckt. Übrigens: Deutsche sind bekannt dafür, Brot sehr zu lieben. Am Anfang hat er diese neue Speisen komisch gefunden, aber allmählich hat er den einzigartigen Geschmack der chinesischen Speisen entdeckt und nicht mehr davon gelassen.
In einem anderen Video ist etwas Interessantes passiert. Es war zu Weihnachten und wir beide gingen auf den Weihnachtenmarkt. Dort gab es zahlreich einheimisches Essen, zum Beispiel Wurst mit gelbem Senf, Brot mit Fischen, gebratene Mandeln mit karamellisierten Zucker und so weiter. Er hat mir auch warmen Eierlikör empfohlen, der Eier beinhaltet und ein bisschen süß ist. Die Glühweintasse betrug 2,5 Euro, damit man die Tasse nicht stahl. Allerdings kauften sie viele Leute als ein Souvenir. Am Ende des Videos zeigte mir Mauritius ein langes schreckliches Ding. „Was ist denn das?“ schrie ich. Es ist auch etwas Typisches auf dem Weihnachtsmarkt, was Gummibärchen außen und Zitrone innen hat. Das heißt Gummischlange. Immerhin schmeckt es mir.
Ich hatte das Pech, mich im September mit dem Coronavirus zu infizieren, aber ich habe immer wieder Videos geschickt. Ich hoffe, dem Publikum Freude zu bereiten und gleichzeitig mehr chinesische und deutsche Kultur zu vermitteln. Zum Beispiel: Deutsche können Flaschen gegen Geld tauschen und essen nicht gerne Stachelfisch, deutsches Eis ist billig und so weiter. Später habe ich dem Video auch deutsche Untertitel hinzugefügt, damit mehr Deutschlernende ihre Sprachkenntnisse verbessern können, während sie das Video ansehen. Ich hoffe, in Zukunft weiterhin qualitativ hochwertige Videos zu machen.
(Zeng Liuming & Chen Shuzhen)
Nach dem Motto: “Gemeinsam Sprachen Lernen (durch) Lehren” findet im wöchentlichen Modus für alle interessierten Masterstudierende der XMU ein zweistündiger Sprachaustausch statt. Die Themen für die einstündige Konversationen auf Deutsch wählen dabei die Studierenden je nach Interessensschwerpunkt im Vorfeld selbst aus. Dabei geht es vornehmlich darum, den Studierenden die Gelegenheit zu bieten, sich über Themen mit Bezug auf das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Deutschland auszutauschen. Gleichzeitig können die Studierenden bei diesem Projekt aber auch die Rolle als Lehrende:r einnehmen, indem sie im Anschluss an die Konversation der DAAD-Lektorin im einstündigen 1-1-Training unter fachlicher Anleitung die chinesische Sprache vermitteln.
(Katharina Quicker)
„Ein Blick zurück nach vorn“ ist als Onlinereihe für Germanistikstudierende in China angelegt. Die Vortragenden sind chinesische Absolventen der Germanistik und nun in Wissenschaft, Wirtschaft oder Staatsdienst erfolgreich. Sie werfen Blicke zurück auf ihr Studium in China, die Zeit danach und ihre Wege von China in die Welt und erzählen von Leben und Arbeit in Deutschland und anderswo.
Bei dem Treffen am 25. Oktober hat in der Person von Fu Zhixuan eine Eventmanagerin von SinaLingua in Shanghai ihre diesbezüglichen Erfahrungen mit den Studierenden geteilt.
(Daniel Jach)
Auf dem DaF-Sofa diskutieren deutsche und chinesische ExpertInnen vor Publikum online ihre Thesen zu heißen Themen. Außerdem bewerben die GastgeberInnen die DAAD-Plattform Dhoch3 mit Materialien und Unterrichtskonzepten für die universitäre DaF-Lehrkraftausbildung. Beim ersten Treffen in diesem Semester Ende Oktober debattierten Dr. Almuth Ketzer-Nöltge von der Universität Leipzig und Dr. Zhang Shenwei von der Universität Wuhan vor etwa 20 Interessierten zum Thema „Deutsch lernen und lehren in virtuellen Welten“.
(Daniel Jach)
Nach monatelanger Planung und immer wieder gestört von „stiller Zeit“ sind Ende Oktober endlich die Dreharbeiten für einen dokumentarischen Image-Film geschafft, der mit atmosphärischen Bildern aus der Stadt und vom Campus der Südwest Jiaotong Universität, lebhaften Unterrichtsszenen und Interviews mit Studierenden, dem Deutsch-Dekan und dem DAAD-Lektor vor Ort den hiesigen DAAD-Lektoratsstandort Chengdu einem interessierten Breitenpublikum näherbringen soll.
(Daniel Jach)
Die Veranstaltungsreihen des DAAD-Lektorats an der Capital Normal University setzten sich am 11. November mit einem Vortrag von Prof. Dr. Christian Fandrych fort, dem Chefredakteur der Zeitschrift Deutsch als Fremdsprache. Die sprachliche Vielfalt des Deutschen ist in den letzten Jahren sichtbarer geworden. Hierfür ist sicher zum einen der mediale Wandel verantwortlich, zum anderen verfügen wir aber auch über große Korpora z.B. zur gesprochenen Sprache. Prof. Dr. Christian Fandrych plädierte in seinem Vortrag dafür, wichtige grammatische Formen von medialer und mündlicher Sprachverwendung auch im Unterricht zu vermitteln und zeigte exemplarisch Wege auf, wie dies geschehen könnte.
(Liu Xiaoxiao)
Der bekannte Übersetzer Marc Hermann virtuell zu Gast bei der Peking-Universität.
Am 16. November konnte das Zentrum für Deutschlandstudien an der Peking Universität den literarischen Übersetzer Marc Hermann zu einem Online-Vortrag begrüßen. Dr. Hermann war einer gemeinsamen Einladung des Vizedekans der Deutschabteilung Dr. Mao Mingchao und des DAAD – vertreten durch Dr. Liu Xiaoxiao (Grußwort) und dem DAAD-Lektor Dr. Patrick Kühnel (Moderation) – gefolgt, um den über 100 aus Deutschland und China zugeschalteten Zuhörern einen Einblick in die Denk- und Arbeitsprozesse bei der chinesisch-deutschen Literaturübersetzung zu geben.
Dr. Hermann gehört aktuell zu den erfolgreichsten und vielseitigsten Übersetzern für chinesische Literatur in Deutschland. Sein mittlerweile 40 Bücher und über 100 Theaterstücke, Gedichte, Aufsätze etc. umfassendes übersetzerisches Werk reicht von den Klassikern der Moderne wie Bing Xin und Zhang Ailing über Unterhaltungsschriftsteller wie Guo Jingming hin zu den bekannten zeitgenössischen Romanciers Yu Hua und Yan Lianke und bezieht sogar Sciencefiction- und Comicautoren wie Liu Cixin bzw. Chen Üen mit ein.
In seinem Vortrag mit dem Titel Darf der das? – Über „Treue“, „Freiheit“ und Stil in der literarischen Übersetzungspraxis widmete sich der Bonner Germanist und Sinologe dem ewig jungen Disput zwischen philologischer Treue zum Ausgangstext und übersetzerischer Freiheit im Dienste des Lesers. Anhand zahlreicher praxisnaher Beispiele illustrierte Dr. Hermann den inneren Kampf des Übersetzers zwischen seiner Verpflichtung gegenüber dem Original auf der einen und dem Wunsch, eine große Leserschaft für Werk und Autor zu gewinnen, auf der anderen Seite. Vom Übersetzer sei hierbei nicht nur eine vielfältige Stilkompetenz in der Zielsprache gefordert, sondern auch ein Gespür für die Möglichkeiten und Grenzen beider Sprach- und Kultursysteme sowie für die Erwartungen der jeweils anvisierten Leserschaft.
Sein klares Plädoyer für die individuelle schöpferische Verantwortung des Übersetzers traf offenbar einen Nerv bei den Zuhörern, unter denen sich auch zahlreiche renommierte Übersetzer befanden. Denn in der anschließenden lebhaften Diskussion durfte sich Dr. Hermann zwar über großen Zuspruch freuen, musste sich aber auch mit kritischen Einwänden auseinandersetzen, sodass bereits gewonnene Erkenntnisse vertieft und bestehende Missverständnisse geklärt werden konnten.
Am Ende der über zweistündigen Veranstaltung durften sich nicht nur Profis, sondern auch Studenten und übersetzerische Amateure über Anregungen und neue Anstöße für die eigene Übersetzungspraxis freuen.
(Patrick Kühnel)
Die Geschichte des Romans Die Drei Reiche ist aktueller denn je. Doch wie verhält es sich mit seiner Sprache, seiner Form? Wie und warum überhaupt überträgt man ein klassisches Werk in eine andere Sprache und eine andere Zeit? Diesen Fragen ging Eva Schestag, die dieses Buch in langjähriger Arbeit ins Deutsche übersetzt hat, in ihrem Vortrag am 17. November nach.
(Benjamin van Well)
Am 21. November veranstaltete die DAAD-Außenstelle Peking ein Onlineseminar für ihre Lektoren in ganz China, auf das Ruth Schimanowski, Hauptrepräsentantin des DAAD in China, die Teilnehmer mit einem Rundum-Briefing zu den aktuellen Entwicklungen einstimmte. Dr. Liu Xiaoxiao, stellvertretende Direktorin der DAAD-Außenstelle Peking, moderierte das zweigeteilte Webinar in ihrer Funktion als Zuständige für Germanistik, deutsche Sprache und Lektorenprogramm.
Im Schulungsschwerpunkt der ersten Stunde referierten Shi Jia als Marketingdirektorin der DAAD-Außenstelle Peking, Frank Andress als Leiter der APS China sowie Dr. Beate Geist als Hauptrepräsentantin von TestDaF China zu Methoden und Tools bei der Studienberatung, zum akademischen Prüfungsverfahren sowie zum Stand und Ausblick beim TestDaF in China.
Die zweite Seminarhälfte eröffnete Liu Xiaoxiao mit einem Kurzbericht zu den Kernpunkten der Ende Oktober stattgefundenen Jahrestagung des MoU-Anleitungskomitees für Deutsch, bevor die DAAD-Lektoren ihre Arbeit im zu Ende gehenden Jahr rekapitulierten und ihre Planungen für das kommende Jahr skizzierten.
(Liu Xiaoxiao)
„Alles, was man wissen muss“ war der provokativ gewählte Titel einer ambitionierten online Fortbildung für Deutsch-als-Fremdsprache-(DaF)-Lehrkräfte in Südwestchina. Am Wochenende vom 28. bis 30. Oktober 2022 hatten die Lektoratsstandorte Chongqing und Chengdu zu einem umfangreichen Programm aus Vorträgen und Workshops zum Thema „big linguistic data im Klassenzimmer“ eingeladen. Gekommen war aber nur eine kleine Gruppe aus einigen Fachkundigen und wenigen Neugierigen.
Nach einleitenden Worten von Dekan LI Daxue (SISU Chongqing) und Ruth Schimanowski (Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking) am Freitagnachmittag stand für die rund 15 Teilnehmenden am Abend eine Einführung in die sogenannte Korpuslinguistik auf dem Programm. Diese neuartige empirische Forschungsrichtung sucht im sprachlichen Rauschen von Zeitungsnachrichten, Web-Blogs, Telefongesprächen, Büchern, Fernsehbeiträgen und jeder erdenklichen Art von Sprachgebrauch nach statistisch stabilen Mustern. Dabei kommen besondere Computerprogramme und riesige digitale Textsammlungen, die namensgebenden Korpora, zum Einsatz. Als Vortragender war Rainer Perkuhn zugeschaltet, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim und Experte in Sachen Sprache und Computer. Am Samstagmorgen nahm die Germanistikprofessorin Li Yuan von der Hangzhouer Zhejiang Universität den Faden auf. Sie gab einen detaillierten Überblick über die in China nutzbaren Ressourcen und beschrieb die vielversprechende Entwicklung der chinesischen germanistischen Forschung auf diesem Gebiet. In der letzten Keynote machte Christian Krekeler, Professor für Deutsch als Fremd- und Fachsprache an der Hochschule Konstanz, am Samstagabend die Zuhörenden mit den didaktischen Einsatzmöglichkeiten von Korpora vertraut. Am Beispiel einer eigenen Unterrichtseinheit zum Thema „Influencer-Marketing“ zeigte er anschaulich, wie Lehrkräfte mittels Korpora relevante Lerngegenstände identifizieren und ihre Studierenden bei entdeckendem Lernen anleiten können. In der anschließenden lebhaften Diskussion mischte sich die Begeisterung für den neuartigen Ansatz aber mit unüberhörbaren Zweifeln: Viele Lehrkräfte sehen in den oft übervollen, prüfungsorientierten Studienprogrammen keinen Raum für Neues.
Am praktischen Teil der Fortbildung war das Interesse dann auch entsprechend gering. Nur eine Handvoll Neugieriger fand am Samstag und Sonntag den Weg in die zwei ergänzenden Workshops von Sabrina Stock (DAAD-Lektorin Chongqing), Yang Yaqing (SISU Chongqing), Christoph Gube (DAAD-Lektor Tianjin) und Dr. Daniel Jach (DAAD-Lektor Chengdu). In entspannter Atmosphäre hatten die Teilnehmenden ausführlich Gelegenheit, die Vorträge zu diskutieren, Erfahrungen auszutauschen und den Ansatz in abwechslungsreichen Lehr- und Lernszenarien zu erproben. Dabei zeigte sich, dass der Ansatz durchaus mit bestehenden Curricula und kommunikativen Lernzielen vereinbar ist und dabei überhaupt nicht langweilig sein muss, ganz im Gegenteil: Korpora können Lernende dabei unterstützen, über einen Banküberfall auf Zeitungsdeutsch zu berichten, jugendsprachlich über ihre chilligen Ferien zu erzählen oder einen Reiseblog für die sozialen Medien zu schreiben. Der Ansatz soll althergebrachte, bewährte Methoden aber nicht ersetzen, sondern sie ergänzen. In diesem Sinne war der dritte und letzte Workshop dem beliebten und gerade neu aufgelegten Lehrwerk Netzwerk neu gewidmet. Die neue erweiterte Auflage verfügt über ein umfangreiches digitales Ergänzungspaket, das Bastian Czura und Jennifer Swanda vom Stuttgarter Klett-Verlag den Zuhörenden näherbrachten.
Am Ende bleiben gemischte Gefühle. Einerseits stößt ein neuartiger Ansatz wie die Korpuslinguistik auf wachsendes Interesse in der chinesischen Germanistik und einige DaF-Lehrkräfte scheinen bereit und willens, ihr didaktisches Methodenrepertoire zu erweitern und sich kritisch mit der eigenen Lehrpraxis auseinanderzusetzen. Andererseits sind die institutionellen Beharrungskräfte an chinesischen Universitäten in den vergangenen Jahren nur erstarkt und vielen Lehrkräften fehlen Zeit und Raum zum Kennenlernen und Ausprobieren neuer Lehrmethoden. Die Fortbildung Germanistik Südwest 2022 hat versucht, dafür Gelegenheit zu schaffen, mit, so scheint es leider, nur mäßigem Erfolg.
(Daniel Jach, Sabrina Stock)