Spitzenfrauen in Deutschland und China
Der 8. März war der Internationale Frauentag und damit genau der richtige Zeitpunkt, die DAAD-Alumni-Portraitreihe mit den Spitzenfrauen des chinesisch-deutschen Alumninetzwerkes zu beginnen. Wir befragen ausgewählte DAAD-Alumnae wer sie sind und mit wie viel Begeisterung sie hinter dem stehen, was sie tun. Mit den Gesprächen und beeindruckenden Lebensläufen möchten wir andere Menschen, nicht nur Frauen, inspirieren, motivieren und für den akademischen Austausch gewinnen!
Dr. Liu Jinghui: Vorsitzende der China Association for Internatinal Education
Dr. Liu Jinghui widmete ihr Leben dem Bildungsaustausch und der internationalen Zusammenarbeit. Sie ist derzeit Chairman of China Association for International Education (CAFSA) und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Taihe Think Tanks.
Sie erhielt ein DAAD-Stipendium zum Studium der Germanistik an der Universität Heidelberg und promovierte in Pädagogik an der Humboldt-Universität. Sie arbeitete viele Jahre als stellvertretene Direktorin der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten des Bildungsministeriums sowie als stellvertretende Direktorin des Zentralinstituts für Berufsbildung und wirkte als Gesandte Botschaftsrätin der chinesischen Botschaft in Deutschland Anschließend war Dr. Liu Jinghui langjährig Generalsekretärin des China Scholarship Council (CSC).
Name | Dr. Liu Jinghui |
Wohnort | Peking |
Beruf | Chairwoman of China Association for International Education und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Taihe Think Tanks. |
Hochschule in Deutschland/Ausland | Universität Heidelberg, Humboldt-Universität |
Aufenthalt in Deutschland | Heidelberg und Berlin |
Fachrichtung | Germanistik, Promotion in Pädagogik |
Durch den DAAD gefördert | 1977 -1979 Germanistik, Universität Heidelberg |
Wie sind Sie auf den DAAD aufmerksam geworden?
Im März 1976, nach dem Abschluss der angeschlossenen Oberschule des Pekinger Fremdspracheninstituts, ging ich mit meinen Klassenkameraden in die Qinghe-Brigade der Qinghe-Kommune in Peking, um dem nationalen Aufruf zu folgen, “in die Berge zu gehen und aufs Land zu ziehen”. Im Prinzip bedeutete dies, eine Tätigkeit als Feldarbeiterin aufzunehmen. Ende des Jahres teilte mir unser Teamleiter eines Tages plötzlich mit, dass das Bildungsministerium eine Germanistik-Studentin oder einen -studenten für ein Studium in Deutschland auswählt habe und nach der Rückkehr nach China im Bildungsministerium bleiben solle. Ich war ganz überrascht, dass die Wahl auf mich fiel! Nach einer zweimonatigen Vorbereitungsphase mit Besuchen in Yan’an in der Provinz Shaanxi und Dazhai in der Provinz Shanxi, flog ich im Juni 1977 Jahres nach Deutschland, um mein drei-jähriges Auslandsstudium anzutreten. Meine Reise führte zunächst zum Goethe-Institut in Blaubeuren und im Anschluss an die Universität Heidelberg. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass eine weitere Überraschung mich erwarten sollte. Denn erst nachdem ich in Deutschland angekommen war, erfuhr ich vom DAAD und dass ich ein DAAD-Stipendium erhalten hatte. Ich hatte eine Glückssträhne!
In Deutschland angekommen: Gab es Situationen, die Sie besonders geprägt haben? Welche Gewohnheiten oder Ansichten würden Sie gerne beibehalten?
Ich habe nicht nur fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten erworben und meine Ausbildung verbessert, sondern, was noch wichtiger ist, ich habe gelernt, “anders” zu denken, d.h. interkulturelles Denken zu nutzen, um mit Dingen in meiner Arbeit umzugehen, insbesondere in der externen Kommunikation. Durch die Werke von Goethe, Schiller, Beethoven, Shakespeare und anderen berühmten Persönlichkeiten spürte ich den Reiz und die Anziehungskraft, die Literatur und Kunst haben konnte. Als ich zum ersten Mal in Deutschland ankam, war das größte, was mich berührte oder mir Unbehagen bereitete, die kulturellen Unterschiede, und das war abgesehen von der deutschen Sprache selbst. Die entwickelten Städte und das von Vielfalt geprägte Leben in Deutschland ließen mich das “kapitalistische” Land, über das ich so viel gelernt hatte, neu entdecken.
Mein Leben in Deutschland hatte meine persönliche Entwicklung in vielerlei Hinsicht beeinflusst, wie z.B. meine Persönlichkeit, meine Einstellung und meine Haltung gegenüber der Arbeit und dem Leben: hierzu fallen mir ein paar Stichworte ein wie z.B. Gewissenhaftigkeit, Pünktlichkeit, Zielstrebigkeit, sowie problem- und zielorientiert zu sein, … und auch ein Umweltbewusstsein zu entwickeln. Ich esse auch immer noch “saures” Schwarzbrot, frittierte Kartoffelchips und Schokolade vom Herzen gerne. Der Kaffee darf bei mir mittlerweile auch nicht mehr fehlen.
Sie haben Ihr beruflichen Leben der Förderung des internationalen Austausches gewidmet: Wie haben Ihre persönlichen Auslandsaufenthalte Sie dazu inspiriert?
Mir wurde im Ausland klar, dass der Austausch zwischen jungen Menschen aus China und dem Ausland sehr wichtig ist. Ich bin davon überzeugt, dass Studierende und junge Lehrkräfte, sofern es die Umstände zulassen, ins Ausland gehen sollten: Sei es für ein Auslandssemester, ein Praktikum, eine Ausbildung, eine Art Austauschjahr oder vielleicht hat der ein oder andere sogar die Chance einen Universitätsabschluss zu machen. Dies ist einer der Gründe, warum ich mich während meiner fast 10-jährigen Tätigkeit für den China Scholarship Council (CSC) stets aktiv dafür eingesetzt habe, im Rahmen unterschiedlicher Programme den Austausch zwischen chinesischen und ausländischen Studierenden zu erleichtern und nachhaltig zu fördern.
Während meines Promotionsstudiums habe ich mich auf die deutsche Berufsbildung konzentriert und festgestellt, dass das duale System der Berufsbildung nach dem Zweiten Weltkrieg als Katalysator für den Aufbruch der deutschen Wirtschaft galt. Der gesamte Prozess der Festlegung von Bildungszielen, der Formulierung von Lehrplänen, der Rekrutierung von Lehrkräften, dem Einsatz von Lehrmethoden und der Durchführung des Unterrichts ist eng mit der Entwicklung von Unternehmen und der Wirtschaft verbunden und muss bedarfsorientiert gestaltet werden. Dieses Wissen half mir besonders bei meiner Arbeit am Zentralinstitut für Berufsbildung, das zunächst mit Unterstützung der deutschen Regierung gegründet und betrieben wurde. Darüber hinaus war ich während meines Arbeitslebens an der Umsetzung von mehr als 20 deutsch-chinesischen Kooperationsprojekten im Bereich der beruflichen Bildung und Fachhochschulen in China beteiligt; Ich war an den Mechanismen des Bildungsaustauschs und der Zusammenarbeit in den Geisteswissenschaften zwischen China und über 8 Ländern (darunter Deutschland, Frankreich, USA, Indonesien etc.) beteiligt und bin stolz dazu beigetragen zu haben; Darüber hinaus war ich internationale Beraterin für die Universität Helsinki und die FU Berlin. Es ist schön wieder zurückzublicken und meine alten Spuren zurück in meine Vergangenheit, die ich im Ausland während des Studiums und meiner Tätigkeit verbracht hatte, wieder zu gehen und mich an all die mir so wichtigen Stationen zurückzublicken.
Mittlerweile sind Sie u.a. Vorsitzende der China Association for International Education (CAFSA). Was macht der Verein genau?
Die China Association for Internatinal Education (CAFSA) wurde im Dezember 1998 gegründet und ist eine nationale akademische Organisation, die von Expertinnen und Experten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Lehrkräften und den entsprechenden zugehörigen Parteien ins Leben gerufen wurde, die sich mit dem internationalen Studierendenmanagement in China befassen, und vom Bildungsministerium genehmigt wurde. Die Gesellschaft veröffentlicht regelmäßig die akademische Zeitschrift “International Student Management Research”, stellt jedes Jahr den Jahresbericht zu „Study in China” zusammen, organisiert Fachbezogene Seminare zu unterschiedlichen Themen und führt wissenschaftliche Untersuchungen durch. Die Gesellschaft organisiert auch die “Study in China”-Jahresthemenreihe von Aktivitäten für internationale Studierende, wie z.B. International Students’ Doctoral Forum, International Students’ Clinical Medicine und organisiert auch die jährliche Veranstaltungsreihe “Study in China” für internationale Studenten, wie das International Student Doctoral Forum und den International Student Clinical Medicine Competition.
In Zukunft kann der Verein Foren und Veranstaltungen mit deutschen Alumni-Vereinigungen organisieren, um das Studium und das Leben der deutschen Studenten in China zu fördern.
Was würden Sie chinesischen Studierenden als Rat mitgeben – um das meiste aus ihrer Auslandserfahrung mitzunehmen?
Von meinem Auslandsstudium 1977 bis zu meiner späteren Arbeit hat mich die Erfahrung von mehr als 40 Jahren gelehrt, dass der Austausch zwischen China und dem Ausland grundlegend und zukunftsweisend ist. Denn dieser ermöglicht es den Menschen, aus ihrer eigenen Engstirnigkeit herauszukommen, ihren Geist zu bereichern, ihre Natur zu verbessern und ihre Differenzen zu überwinden. Die heutige junge Generation hat meiner Meinung nach unsere Generation bei weitem übertroffen, sowohl in Bezug auf die objektiven Bedingungen, insbesondere das Aufkommen des Internets, das die unendlichen Grenzen der gegenseitigen Erkenntnis geöffnet und Zeit und Raum überwunden hat; Als auch in Bezug auf Ihre Sprechfähigkeit, den Kommunikationsstil und die gewachsenen Wissensstrukturen. Ich hoffe aufrichtig, dass die junge Generation Ihre Weisheit und Ihre Bedingungen in vollem Umfang nutzen wird, um den Austausch zwischen ihrem Heimatland und dem Ausland zu stärken, Erfahrungen auszutauschen, Differenzen zu lösen, Gemeinsamkeiten zu suchen und gleichzeitig Unterschiede zu bewahren und zur friedlichen Entwicklung der Welt und zum Wohlergehen der Menschen beizutragen.
Liebe Dr. Liu, herzlichen Dank für diese ermutigenden Worte. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ebenfalls alles Gute und wir freuen und natürlich besonders als DAAD, dass Sie dem Austausch so viel Bedeutung beimessen!
Das Gespräch führte Melanie Späthe, stellvertretende Leiterin DAAD-Außenstelle Peking
Claudia Barkowsky: Chief Representative des VDMA in China
Name | Claudia Barkowski |
Wohnort | Peking |
Beruf | Chief Representative des VDMA in China |
Hochschule in Deutschland/Ausland | Georg August Universität Göttingen |
Aufenthalt in China | Peking |
Fachrichtung | Sinologie, Publizistik, Kunstgeschichte |
Durch den DAAD gefördert | Zwei Förderstipendien durch den DAAD (Studienaufenthalt und Forschungsaufenthalt |
Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Ihre Förderzeit denken? Wo waren Sie?
Ich hatte das Glück zwei Mal vom DAAD gefördert zu werden – jedes Mal bin ich an einer Top Universität in Peking gewesen. Ich habe Sinologie studiert, daher ist es nicht verwunderlich, dass es mich beides Mal nach China gezogen hat.
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, als ich zum ersten Mal nach Peking kam. Sie müssen sich vorstellen, dass ich bereits sechs Semester meines Sinologie-Studiums abgeschlossen hatte, als ich 1999 zum ersten Mal nach China reiste. Ich hatte so meine Vorstellungen was mich dort erwarten würde und hatte nicht erwartet, dass mich China dann doch so sehr überraschen würde: China war nicht nur ganz anderes, sondern auch einfach sehr viel mehr als das, was ich mir in meinem Kopf bis dato zurechtgelegt hatte. Nach einer anfänglichen Eingewöhnungsphase, in der es die ein oder andere Herausforderung gab, tat sich eine neue Welt für mich auf die ihren eigenen Reiz hatte auch wenn sich dieser nur schwer in Wort fassen lässt.
Welche Herausforderungen hatten Sie?
Es war zunächst eine sehr ernüchternde und auch irgendwie entmutigende Erkenntnis, feststellen zu müssen, dass man nach drei Jahren Chinesisch-Studium sich so wenig verständigen kann und nur Bruchstücke versteht. Das hatte ich mir einfacher vorgestellt. Aber wenn man sich ins Pekinger Leben wirft, Kontakte sucht und seine anfängliche Reserviertheit etwas ablegt, kann man doch sehr schnell Fortschritte verzeichnen. Und nach einem knappen Jahr, war ich dann schon sehr stolz, wie gut ich mich eingelebt hatte, mich zurechtfinden konnte und wieviel weiter mich der Aufenthalt sprachlich gebracht hatte. Für mich persönlich ein Quantensprung.
Welche beruflichen Ziele hatten Sie während Ihres Studiums?
Gute Frage: Ich bin ursprünglich Sinologin mit den Zusatzfächern Publizistik und Kunstgeschichte. Ich denke Geisteswissenschaftler erleben es sehr oft, dass man seinem Umfeld nie klarmachen kann, welchen Beruf man später gedenkt auszuüben. Als schönes Gegenbeispiel nenne ich hier immer meinen Bruder. Er hatte Architektur studiert und ihm wurde diese Frage nie gestellt. *lacht*
Jedenfalls konnte ich die ersten Jahre meines Studiums diese Frage nicht beantworten. Dies änderte sich aber nach meinem ersten Aufenthalt in China: Da waren die Zweifel und die Unsicherheit sofort verflogen. Mir wurde klar, dass ich in diesem dynamischen Land arbeiten wollte und dass es hier eine Vielzahl von Möglichkeiten und Tätigkeitsfeldern gibt. Ich war mir gewiss, dass die Wahl meiner Studienfächer in Kombination mit dem Auslandsaufenthalt würden mir bestimmt ein Türchen öffnen.
Der DAAD hatte schon damals viele Veranstaltungen organisiert, auf denen man sich ein interessantes Netzwerk erschließen und dabei viele Leute unterschiedlicher Bereiche kennenlernen konnte. Im Prinzip stellte sich mir nur die Frage, ob ich direkt nach dem Studium meinen Berufseinstieg in China wollte oder erst in Deutschland Fuß fasse und anschließend nach China gehen würde.
Wie ging es beruflich nach dem Universitätsabschluss weiter?
Direkt nach dem Studium hatte ich zunächst bei der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Peking als Praktikantin angefangen. Hier durfte ich ein großartiges Projekt verantworten, den Peking Guide „Beijing leicht gemacht“. Dies war eine Art Handbuch für Neuankömmlinge, zum Leben und Arbeiten in Beijing mit praktischen Tipps zum Thema chinesischer Führerschein, Wohnungssuche, medizinische Versorgung aber auch zu Reise- und Ausflugszielen.
Für mich als Praktikantin mit Hintergrund Sinologie und Publizistik war es schon etwas Besonderes. Ich war in China und ich hatte nicht nur ein Buch konzipiert und in weiten Teilen verfasst, es gab auch ein Book-Launch Event zu dem alle Kammermitglieder eingeladen wurden. Dies war ein Schlüsselmoment für mich, es war mein Einstieg ins Berufsleben, da ich im Anschluss direkt ein Jobangebot auf dem Tisch liegen hatte. Ich sollte für die AHK die Stelle Regionalmanagement Nordostchina aufbauen und in dem Zusammenhang das Kammerbüro in Tianjin gründen. Das habe ich auch ohne zu zögern angenommen.
Was kam danach?
Mein nächster Job war in der HR-Abteilung bei Daimler in Beijing, zuständig für Expat Management. Hier hatte ich einen Tipp aus meinem Netzwerk erhalten, dass es eine interessante Stellenausschreibung gibt, die zu meinen Qualifikationen und bisherigen beruflichen Erfahrungen gut passt. Das war nach dem Muster: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ähnlich war es auch bei meiner jetzigen Stelle als Chefrepräsentantin des VDMA.
Welche Vorteile hat Ihnen Ihr Auslandsaufenthalt für Ihr Arbeitsleben eröffnet?
Da könnte man viele aufzählen. Mein damaliger Auslandsaufenthalt hat mich dazu gebracht die Möglichkeit überhaupt erstmal in Betracht zu ziehen, im Ausland zu arbeiten und andere Länder nicht nur als Urlaubsziele wahrzunehmen.
Der Zugang zu interessanten und weitreichenden Netzwerken, der Austausch untereinander, ob beruflich oder privat, ist enorm wichtig, im Ausland noch wichtiger als zu Hause, darüber bekommt man sehr viele Informationen.
Sprachkenntnisse sind auch zentral. Sprache öffnet Türen. Und diese Sprachkenntnisse zu erwerben ist mit einem Auslandsaufenthalt, in dem man seinen Alltag sprachlich stemmen muss, wesentlich einfacher. Obwohl ich an dieser Stelle auch einräumen muss, dass ich einige Chinesen getroffen habe, die hervorragend Deutsch sprechen und nie in Deutschland waren. Aber das ist nicht unbedingt die Regel. Mich hat der Aufenthalt in China sprachlich enorm vorangebracht, nicht nur im Chinesischen sondern auch mein Englisch-Level. Viele Geschäftstreffen und Veranstaltungen werden auf Englisch gehalten. Der Switch zwischen den Sprachen, deutsch, chinesisch, englisch, innerhalb eines Tages ist eine gute Übung.
Welchen Rat würden Sie jungen aufstrebenden Frauen, die am Anfang Ihrer Karriere stehen geben?
Setzt euch klare Ziele und seid konsequent. Lasst euch nicht aufhalten. Einfach die Gelegenheit beim Schopfe packen und die Dinge so machen, wie man sie für richtig hält. Dazu gehört auch Vertrauen in die eigene Arbeitsweise. Feedback ist immer willkommen und sollte auch angenommen werden. Fehler und Niederlagen gehören zum Berufsalltag dazu: hier am besten kurz innehalten, die Situation analysieren und seine Lehren daraus ziehen. Aber bloß nicht zu lange über seinen Fehlern und Schwächen grübeln, sondern nach vorn blicken.
Ich musste zum Beispiel lernen mein Team viel stärker mit einzubeziehen und Aufgaben zu delegieren. Dazu gehören gute Kommunikationsfähigkeiten und der Wille eine gute Atmosphäre aufzubauen. Man kann nicht immer alles als Alleingänger bestreiten, da kommt man nicht vom Fleck.
Wie sieht der Alltag als Chefrepräsentantin des VDMA aus?
Corona bedingt hat sicher der Alltag etwas verändert, viel weniger Reisen, dafür Web-Meetings. Prinzipiell kann man aber sagen, dass der Arbeitsalltag doch sehr abwechslungsreich ist und man gar nicht so sehr von Alltag im Sinne von Routineaufgaben sprechen kann. Neben der Büroverwaltung, sagen wir Finanzen, Steuern, HR, habe ich viel Gelegenheit zu Mitgliedsunternehmen zu fahren und Veranstaltungen zu besuchen oder auch selbst zu organisieren, Artikel zu schreiben, eigentlich auch nach Deutschland zu fliegen, aber das ist zurzeit komplett auf Eis gelegt. Ich leite ein rein chinesisches Team mit sechs Mitarbeitern. Besonders aufschlussreich finde ich Projektarbeit und die jährlichen Teamtrainings. Hier sind wir als Team alle gleich und es macht auch mal Spaß die Rolle als Vorgesetzte ablegen zu dürfen oder den Team Lead an jemand anderen abzugeben. So lernt man seine Leute auch viel besser kennen.
Was glauben Sie, warum Frauen insbesondere in deutschen Chefetagen immer noch unterrepräsentiert sind?
Das ist eine gute Frage: Um die Karriereleiter hochzuklettern gehören eine gute Portion Ehrgeiz und Fokus dazu. Das kann für Frauen schon eine Herausforderung sein, da wir uns oft den Druck machen, viele Sachen unter einen Hut bringen zu müssen.
Oft ist man im Meeting die einzige Frau unter Männern. Wenn man das nicht gewohnt ist kann es dazu führen, dass man sich sehr zurückhält mit Meinungsäußerungen und daher auch nicht auffällt und man nicht wahrgenommen wird. Das sollte man vermeiden. Mutig mitmachen und sich eine Stimme verschaffen.
Bitte beenden Sie den Satz: Peking ist für mich . . .
Peking ist für mich Heimat. Bald habe ich in dieser Stadt länger gelebt als in meiner Geburtsstadt. Aber natürlich liegt das nicht nur daran, wie lange ich hier schon wohne. Peking und das Leben hier haben mir auch sehr viel gegeben und mich als Mensch geprägt. Ich habe die Entwicklung dieser Stadt seit 1999 hautnah mitverfolgen können. Mein ganzes bisheriges Berufsleben hat sich hier abgespielt, auch wenn meine Verknüpfungen mit Deutschland mit der Position beim VDMA wieder viel stärker geworden sind was ich sehr begrüße.
Liebe Frau Barkowsky, vielen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch.
Das Interview führte Melanie Späthe, stellvertretende Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking
Prof. Dr. Katrin Blasek ist Volljuristin und schrieb nach ihrem DAAD-Chinaaufenthalt ihre Doktorarbeit zum chinesischen Recht. Sie arbeite als Juristin und Rechtsanwältin in China und Deutschland und wirkte als Expertin für chinesische und deutsche Institutionen und Ministerien. Während ihrer Promotionszeit an der Universität Freiburg i.Br. leitete sie gemeinsam mit weiteren Doktorandinnen das Programm „Justitia Mentoring – Das Frauen Mentoring-Programm“.
Sie ist Mitglied des Vorstands der deutsch-chinesischen Juristenvereinigung. Als Rechtsprofessorin lehrte sie rechtsvergleichend auch das chinesische Recht. Ihre heutigen Schwerpunkte sind das IT-, Medien- und Datenschutzrecht. Von 2017 bis 2019 war sie Gründungspräsidentin von SP China Alumni, dem Verein der Alumni von Sprache und Praxis in der VR China. Sie hat zahlreich auf den Gebieten des chinesischen Rechts, des IT- und Medienrechts und des Datenschutzrechts veröffentlicht.
Name | Katrin Blasek |
Wohnort | Potsdam |
Beruf | Professorin für Wirtschaftsrecht, insbesondere IT- und Medienrecht |
Hochschule in Deutschland/Ausland | Universitäten Potsdam, Freiburg und HU-Berlin, Beijing Normal University |
Aufenthalte im asiatischen Ausland: | seit 1998 Studium und Tätigkeiten als Juristin in Shanghai, Beijing, Xi’an, Xining VR China sowie zahlreiche Reisen in Asien. |
Fachrichtung | Jura |
Durch den DAAD gefördert | Sprache und Praxis in der VR China |
Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie an Ihre Förderzeit denken? Warum hatten Sie sich damals für das Sprache und Praxis Programm entschieden?
Mit Sprache und Praxis nach China zu gehen, dort die Sprache zu lernen und den Einstieg in den Beruf zu starten, war damals im Jahr 2000 noch eine außergewöhnliche Entscheidung – fast so etwas wie Auswandern. „Sowas machen nur Leute, die auf eine ganz besondere Art verrückt sind“, hat ein Freund mir damals gesagt – und er hatte Recht: Mir fallen, wenn ich an die Förderzeit zurückdenke, als Erstes die vielen außergewöhnlichen Menschen – Chinesen, Deutsche, Europäer – ein, die ich in dieser Zeit kennenlernen durfte. Ich kann sagen: Durch Sprache und Praxis in China habe ich ein weltweites Netzwerk mit einem Schwerpunkt in China und Asien.
Wussten Sie schon während Ihrer Studienzeit, dass es nach China gehen sollte?
Ich bin Sachen China vergleichsweise spät berufen. Ins Ausland zu reisen, die Welt zu entdecken, hat mich als Kind der DDR seit der Öffnung der Grenzen besonders gereizt. Das Faszinosum „Volksrepublik China“ habe ich durch ein Praktikum in der Auslandshandelskammer in Shanghai entdeckt. Die Dynamik und die Lebensfreude der Menschen dort haben mich vom ersten Tag an gepackt. Davon wollte ich mehr kennenlernen, mehr erleben. „Sprache und Praxis“ gab mir dann die Möglichkeit, viel tiefer und intensiver in das Leben und die Kultur Chinas einzutauchen.
Wenn Sie an Ihre Auslandsaufenthalte zurückdenken: Gibt es Situationen, die Sie besonders geprägt haben?
Besonders geprägt haben mich wohl die vielen Gespräche mit den Menschen, denen ich in China und im Zusammenhang mit China begegnen durfte – von der flüchtigen Begegnung im Bus oder in der Eisenbahn über die vielen Zusammentreffen beim Essen oder im Biergarten bis hin zu den formellen Terminen mit Geschäftsleuten, Wissenschaftlern und Offiziellen. Durch sie konnte ich mir ein sehr differenziertes Bild von China machen – und zugleich lernen: Jedes Bild, das man sich von China macht, ist schon überholt, sobald es zu Ende gedacht ist. Das Land verändert sich mit einem unglaublichen, manchmal halsbrecherischen Tempo.
Wie ging es bei Ihnen beruflich nach dem Förderstipendium weiter? Sie waren danach stark im akademischen Bereich tätig und lehrten auch das chinesische Recht – hat Ihr Chinaaufenthalt Sie dazu inspiriert?
Meine Promotion zum chinesischen Recht hat sich tatsächlich nahtlos ergeben aus meiner Tätigkeit in einer internationalen Rechtsanwaltskanzlei in Beijing. Dieser Grundgedanke, der ja auch bei „Sprache und Praxis“ Programm ist, war mir immer wichtig: Man muss akademische Tätigkeit und berufliche Praxis zusammen denken! Die Berufspraxis zeigte mir auch immer wieder wie wichtig die Privatsphäre und ihre Durchsetzung in Zeiten des Internets ist. Entsprechende Rechtsfragen bilden denn auch seit Längerem einen Schwerpunkt in meiner Forschung und Lehre.
Darf ich so direkt fragen: Was war bisher Ihr interessantester Beratungsfall?
Da muss ich vage bleiben! Aber es gab – und gibt – zweifelsohne viele Gelegenheiten, bei denen ich helfen konnte, Beziehungen auf eine gute rechtliche Basis zu stellen, Konflikte zu einer guten Lösung zu bringen oder – in der Wissenschaft ganz wichtig – interessante und interessierte Menschen und ihre Expertise zusammenzubringen, sodass ein Funke überspringt.
Ihr Weg führte irgendwann wieder nach Deutschland. Wie empfanden Sie Ihre Reintegration nach Ihrer Rückkehr?
Nach einer längeren Zeit im Ausland fremdelt man naturgemäß immer etwas mit der Heimat, man hat fast einen „kulturellen Jetlag“ und fragt sich, warum Dinge so funktionieren, wie sie funktionieren. „Re-Integration“ erscheint mir aber doch ein zu großes Wort dafür. Denn ich habe mich nach der Rückkehr nach Deutschland sehr schnell zusammenfinden und vernetzen können mit Menschen mit einem weiten Horizont – Menschen, die selbst Erfahrung in anderen Ländern hatten, Menschen, die selbst neben Deutschland eine weitere Heimat haben, Menschen, die – wie ich – wissbegierig sind und fasziniert sind von der Vielfalt der Welt.
Was würden Sie aufstrebenden Frauen gerne mit auf den Weg geben? Was sind Ihre drei Tipps?
Geht Euren Weg mit Freude, vernetzt Euch und lasst Euch nicht entmutigen! Das wären wohl ganz knapp gefasst die drei Leitgedanken, die ich Berufseinsteigerinnen an die Hand geben würde. Vor allem der Vernetzung messen viele Frauen viel zu wenig Bedeutung bei. Sie ist nicht nur völlig legitim, sondern auch essentiell, um zur richtigen Zeit, die richtigen AnsprechpartnerInnen oder FördererInnen zu haben. Und: Alle drei leite ich auch aus meinen Erfahrungen in China ab – zum Beispiel so: Das Sprachstudium kann einen schon zermürben, aber jedes neue Wort, jede Redewendung hilft bei der nächsten Begegnung, aus mancher Begegnung wächst eine Freundschaft, es knüpft sich ein Netzwerk aus Menschen, die sich gegenseitig helfen und unterstützen.
Herzlichen Dank Frau Prof. Blasek für abschließenden aufmunternden Worte und alles Gute für Ihre Zukunft.
Das Gespräch führte Melanie Späthe, stellvertretende Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking
Dr. Jiayun Shen
Name | Jiayun Shen |
Wohnort | Bern, Schweiz / Shanghai, China |
Beruf | Projektleiterin Open Innovation & Deputy Head Outpost China der Schweizerischen Post |
Hochschule in Deutschland/Ausland | Technische Universität München (Master), Westsächsische Hochschule Zwickau (Dipl.-Ing. FH) |
Aufenthalt in Deutschland | München / Stuttgart / Zwickau |
Fachrichtung | Sinologie, Publizistik, Kunstgeschichte |
Durch den DAAD gefördert | Mehrere Förderstipendien durch den DAAD; u.a. Verleihung des DAAD-Preises für hervorragende Leistungen ausländische Studierender. |
Sie haben an der CDHAW der Tongji Universität einen deutsch-chinesischen Doppelabschluss erworben. Können Sie als Absolventin des „best practice models“ deutsch chinesischer Bildung Ihre Erfahrung mit uns teilen?
Ja, ich habe zu meiner Freude erfahren, dass unser Studium als „best practice model“ bezeichnet wird. Darauf bin ich auch sehr stolz. Wenn ich auf meine eigenen Erfahrungen als Absolventin zurückblicke, sehe ich viele Vorteile des Bildungsansatzes unseres Colleges. Zuerst empfinde ich unser Studienprogramm ein äußerst bereicherndes für alle Studierenden darstellt, denn die Kurse sind vielfältig und ergänzen sich. Zweitens wurden Intensivsprachkurse parallel zum Fachcurriculum angeboten, die es uns ermöglichten, innerhalb von drei Jahren die deutsche Sprache erlernen zu können – und das ohne China zu verlassen! Wir benötigten also kein zusätzliches vorgeschaltetes Sprachtraining. Dieser Vorteil wurde mir erst bewusst, als ich während meines Masterstudiums chinesische Studenten anderer Universitäten kennenlernte. Sie mussten oft ein halbes oder ein ganzes Jahr für das Erlernen der deutschen Sprache einplanen, bevor sie zum Studium nach Deutschland gehen konnten. Das konnten wir uns sparen. Drittens kam bei uns auch die Praxis nicht zu kurz, die für das Ingenieurs-Studium eine zentrale Rolle spielt: Metallbearbeitung mit numerischem Steuerungssystem, das Entwerfen von Schaltplänen und wir durften auch mit neuen Technologien in unseren Laboren experimentieren. Interkulturellen Schulungen waren ebenfalls integraler Teil unseres Programms. Besonders hilfreich waren für mich Einblicke zu erhalten, wie man erfolgreich Lebensläufe und Motivationsschreiben verfasst. Das hat mir geholfen, später in Deutschland ein Praktikum und danach ein Studienplatz für das Masterstudium zu erhalten. Gerne hätte ich mehr Gelegenheit erhalten, in aktuelle Forschungsprojekte reinzuschnuppern. Aber alles ist in einem beständigen Verbesserungsprozess, was nicht ist, kann ja noch werden.
Was war Ihre interessanteste Erfahrung in Deutschland?
Erwartet man nun von mir als ehemalige „Wahl-Bayerin“ eine Antwort wie das “Oktoberfest”? Leider nein. haha. Eventuell klingt meine Antwort etwas ungewöhnlich, aber ich fand die Zeit, in der ich einige Praktika in Deutschland absolviert hatte, die Spannendste und Lehrreichste. Ein wichtiger Grund dafür könnte sein, dass ich dabei die erlernte Theorie sofort in die Praxis umsetzen konnte. Ich hatte zum Beispiel damals bei Bosch Thermotechnik GmbH in der Abteilung Facility Management als Praktikantin gearbeitet, und dabei das Solarsystem für das neue Schulungsgebäude geplant. Als ich einige Jahre später das Werk erneut besuchte, konnte ich die Anlagen sehen, die nach meinen damaligen Planungsskizzen angefertigt wurden: das war ein besonderer Moment für mich.
Damals hatte ich bei einem kleinen Familien-Ingenieurs-Büro eine kleine Nebentätigkeit. Sie planten Feuerlöschanlagen für das Werk eines bekannten großen Automobilherstellers. Die Familie war so nett. Als Sie von meinem Master-Studienplan erfuhr, hatten Sie mir sogar angeboten, dass ich neben dem Studium weiter dort arbeiten dürfte und eventuell das Geschäft in der Zukunft übernehmen könne, falls ich mich später für ein Studium in der Nähe an der Universität Stuttgart entscheiden sollte. Ja damals hatte ich die Wahl zwischen der TU München, der Universität Stuttgart und der RWTH Aachen. Es war keine leichte Entscheidung, aber schlussendlich habe ich mich für das Studium an der TU München entschieden, weil die Stadt München mir besonders gefallen war und den Studiengang für mich am attraktivsten war.
Wie war es für Sie, als Frau in einem männerdominierten Studienfach zu studieren? Was ist ihr Erfolgsrezept?
Während des Bachelor-Studiums in China hatte ich nicht gewusst, dass es ein männerdominiertes Studienfach war, weil wir eine balancierte Geschlechterverteilung im Studiengang hatten. Auch die deutsche Professoren waren darüber äußerst erstaunt. Es wäre interessant, diese Unterschiede aus dem Aspekt von Soziologie tiefer zu studieren.
Persönlich bedanke ich mich für die grosse Freiheit und starke Unterstützungen, die ich von meinen Eltern erhielt, insbesondere von meiner Mutter. Einerseits gab es keine Vorurteile über Männer oder Frauen in meiner Familie, und daher gab es keine “Soll-Beschränkungen”; andererseits hat meine Mutter mich stets daran erinnert, dass ich grosse Potenzial zur Selbstentfaltung habe. Um ebendieses Potenzial zu realisieren, sollte man bei Herausforderungen nicht so leicht aufgeben. Für mich persönlich bedeutet Erfolg, das eigene Potenzial in hohem Masse zu erkennen, es sich zu erschließen und seine eigenen Lebensziele mit festem Willen zu erreichen. In diesem Sinne bin ich noch auf dem Weg zum Erfolg. Hoffentlich kann ich in der Zukunft das Vollbild des Erfolgsrezepts finden und teilen.
Sie haben in unterschiedlichen Unternehmen Arbeitserfahrungen gesammelt. Welche Ihrer Erfahrungen aus Deutschland sind für die aktuelle Stelle von Vorteil?
Aktuell bin ich Projektleiterin und Deputy Head Outpost China bei der Schweizerischen Post. In Zusammenarbeit mit Swissnex China, bauen wir eine Präsenz auf in Shanghai, mit dem Ziel das Unternehmen als attraktiven Innovationspartner in China zu positionieren. Damit wollen wir, in Partnerschaft mit lokalen Firmen und Startups, innovative Projekte aktiv fördern und die konzernweite Unternehmensentwicklung in Geschäftsbereichen, wie zum Beispiel Logistik, Mobilität und eCommerce wirkungsvoll unterstützen.
Wie hat Ihr Studienaufenthalt in Deutschland Sie verändert? Welche Gewohnheiten oder Ansichten würden Sie gerne beibehalten?
Generell finde ich, dass ich mit der Zeit viel direkter, präziser, und gewissenhafter geworden bin. Dazu tragen vermutlich sowohl die deutsche Kultur als auch die „Ingenieurs-Kultur“ stark bei. Zu guten Gewohnheiten zähle ich hier die Pünktlichkeit, Planung und Gewissenhaftigkeit.
Sie sind neben Ihrer Tätigkeit als Projektleiterin ebenfalls Vize-präsidentin des CDHAW-Alumnivereins: Worin liegt für Sie der größte Vorteil, den engen Kontakt mit den Alumni aufrechtzuerhalten?
Emotional haben unsere Alumni eine starke Verbindung zu unserer Universität sowie auch untereinander, weil wir sehr viel Zeit gemeinsam verbracht haben. Nach der Studienzeit an der CDHAW sind viele aufgrund weiterführender Studien oder dem Berufseinstieg in Ausland gegangen. Daher dient das Alumni-Netzwerk sowohl als ein Freundschafts-Netzwerk; ja sogar sehen viele es als Familien-Netzwerk an.
Um die Weiterentwicklung der Alumni zu fördern, wir teilen unseren Alumni viele Informationen durch die Alumni-Plattform vom CAMT, zum Beispiel leiten wir interessante Job-Inserate, Erfahrungen bestimmter Arbeits- und Forschungsbereiche, und noch vieles mehr. Das Highlight stellt die jährliche große Alumni-Veranstaltung zu einem bestimmten Thema dar. 2020 haben wir über die Themenblöcke „Digitalisierung, Automobil, Artificial Intelligence und Autonomous Driving“ referiert und uns dazu ausgetauscht. Dazu haben wir viele erfahrenden Alumni und Gästen aus Fachvereinen eingeladen. Man kann von solchen Events Information über den aktuellen Entwicklungsstand in Forschung und in der Industrie erhalten.
Ich bin froh, dass ich als Mitglied des Vorstands des Vereins eine aktive Rolle einbringen kann. Bei der Organisierung solcher Großevents kann ich auch jedes Mal sehr viel lernen. Ein konkretes Beispiel ist die „virtuelle Zusammenarbeit“ zwischen unsere Mitglieder des Vorstands im Betrieb des Vereins als auch mit vielen Freiwilliger für die Organisierung der Events. Seit Beginn müssen wir arbeiten von fernen, da wir alle in verschiedenen Städten wohnen. Daher haben wir vom Prozess gelernt, sich sehr gut organisieren und agile miteinander zu arbeiten. Wir müssen unsere Zeit und Energie effizient nutzen, miteinander klar und effektiv kommunizieren, damit wir neben dem Studium, Arbeit und Alltagsleben noch die Aktivitäten des Vereins zum Erfolg bringen. Mit mehrere Jahren Übungen sehe ich jetzt die Pandemie und „virtuelle Zusammenarbeit“ gar keine Herausforderung für mich.
Dank der reibungslosen und effizienten Zusammenarbeit der Mitglieder des Vorstands und alle unseren Alumni ist unser verhältnismäßig junger Verein ein sehr lebendiger und renommierter Verein geworden. Darauf sind wir sehr stolz.
Vielleicht noch eine Empfehlung an junge chinesische Studierende: Was empfehlen Sie diesen zur Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland?
Ich habe beobachtet, dass die deutschen Universitäten immer mehr Studienprogramme in englischer Sprache anbieten. In diesem Fall sind gute Deutschkenntnisse keine zwingende Voraussetzung. Allerdings würde ich trotzdem empfehlen, die Grundlagen der Sprache zu beherrschen. Das wird das Leben in Deutschland viel vereinfacht. Es hilft auch dabei, dass man Deutschland besser versteht. Noch wichtiger ist es eine interkulturelle Sensibilisierung und eine offene Einstellung zu haben. Idealerweise lernt man ebenfalls ein paar Grundlagen zur Geschichte Deutschlands. Dies gilt insbesondere für die Studierenden im technischen Bereich; da sich viele von uns oftmals nur auf das reine Fachstudium konzentrieren. Wenn man die Möglichkeit erhält sich „unbequemen“ interkulturellen Situation auszusetzen, muss man die Gelegenheit beim Schopfe packen. Hinterher kann man von dieser Erfahrung nur profitieren und sich weiterentwickeln.
Vielen herzlichen Dank Frau Dr. Shen für Ihre Zeit. Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!
Das Gespräch führte Melanie Späthe, stellvertretende Leiterin der DAAD-Außenstelle Peking
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