Neue Visabestimmungen - ein Hoffnungsschimmer
Visabestimmungen
Es ist ein wichtiges und gutes Zeichen, dass die chinesische Botschaft letzten Monat auf ihrer Webseite offiziell bekannt gab, dass deutsche Studierende ab dem 24. August 2022 wieder Visa für einen langfristigen Studienaufenthalt in China beantragen können. Es gibt Hoffnung, dass China weiterhin an der Internationalisierung seiner Hochschulen und an dem internationalen akademischen Austausch festhält. Seit über zwei Jahren war es für ausländische Studierenden nicht möglich, nach China einzureisen. Darunter haben die deutsch-chinesischen Austausch- und Partnerschaftsprogramme massiv gelitten. Zwar konnte die Lehre mit online Kursen teilweise aufrechterhalten werden, aber der physische Aufenthalt im Gastland ist das Herzstück jeder internationaler Kooperation. Vor allem für das Erlangen von authentischer und umfassender interkultureller Kompetenz, kann darauf nicht verzichtet werden. Nun sollen zunächst Visa für sogenannte „degree seeking students“ erteilt werden. Zugleich wurde dem DAAD und deutschen Universitäten von der chinesischen Botschaft in Berlin zugesagt, dass auch Austauschstudierende, die länger als ein Semester in China bleiben wollen, Anträge auf Einreisevisa stellen können.
Covid-Massnahmen
Eine große Herausforderung bleiben bezahlbare und verlässliche Flüge nach China sowie die Kosten und Dauer der Hotelquarantäne vor Ort. Die chinesische Regierung hält weiterhin an der Null-Covid-Strategie fest. Die chinesischen Universitäten haben deswegen in den vergangenen Monaten während lokaler Corona-Ausbrüche strikte und längere Ausgangsperren über ihre Studierenden und Lehrenden verhängt. Auch das Reisen innerhalb Chinas ist kompliziert und wegen kurzfristiger regionaler Lockdowns stets mit dem Risiko verbunden, dass man nicht wie geplant zurückkehren kann. Meistens wird von den Universitätsverwaltungen verlangt, dass man sich mindestens seit einer Woche bereits in der Stadt aufgehalten hat, bevor der Campus betreten werden darf. Dies sollte sorgfältig berücksichtigt werden, bevor man sich auf den Weg nach China macht. Siehe auch die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts.
Studierendenzahlen
Die chinesischen Partnerhochschulen signalisieren weiterhin großes Interesse an der Fortführung der Kooperationsprojekte mit Deutschland. Die Pandemie hat allerdings auch bei den chinesischen Studierenden die Mobilitätsströme ins Ausland gebremst. Die chinesischen Studierende stellten 2021 mit 40.136 chinesischen Personen nach wie vor die größte Gruppe Bildungsausländerinnen und -ausländer in Deutschland. Aber im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl um 1.000 zurückgegangen. Dabei ist vor allem die Anzahl der Studienanfängerinnen und -anfänger zu Beginn der Pandemie eingebrochen: zum Wintersemester 19/20 gab es in Deutschland im ersten Hochschulsemester 8.225 eingeschriebene Chinesinnen und Chinesen versus 6.155 im Wintersemester 20/21 und 5.854 im Wintersemester 21/22 (Quelle Destatis). Für die Anzahl der deutschen Studierenden in China gibt es für 2021 noch keine offizielle Zahlen. Für 2019 hatte das chinesische Bildungsministerium die Anzahl der in China studierenden Deutschen mit 8.108 angegeben, 2020 mit 3.400. Derzeit sind der DAAD-Außenstelle Peking nur noch einige Handvoll deutscher Studierender vor Ort in China bekannt.
Die in der DAAD China Förderstatistik 2021 genannte Zahl von 209 Neuförderungen für Deutsche beinhaltet auch die DAAD-Lektorinnen und Lektoren und andere Dozierende und nicht nur Studierende. Letztere werden auch gefördert, wenn sie von Deutschland aus online das Studium an einer chinesischen Hochschule absolvieren. Für nachhaltigen Austausch ist Reziprozität ein wichtiges Merkmal. Das Fehlen der deutschen Studierenden in China und damit das Fehlen der zukünftigen Generation von China-Expertinnen und Experten für Deutschland ist besorgniserregend. Umso erfreulicher, dass es nun am Horizont zumindest einen Hoffnungsschimmer gibt.
Vor einem Jahr haben wir die Situation an den chinesischen Universitäten wie folgt beschrieben Geschlossene Grenzen | DAAD China.