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Buchbesprechung: Differenz und Gemeinsamkeit?

„Im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdverstehen. Globale Herausforderungen und deutsch-chinesische Kulturbeziehungen“, unter diesem Titel verspricht ein neuer Aufsatzband auf knapp 400 Seiten Orientierung und Anregung innerhalb eines anspruchsvollen Verhältnisses.

Springer VS

Wer sich über frische Anstöße, klare Empfehlungen und einen grundlegende Orientierungsrahmen zu  Themen der auswärtigen Kulturpolitik oder Kulturzusammenarbeit zwischen Deutschland und China interessiert, sollte sich diesen frisch bei Springer VS erschienen Band zur Hand nehmen. Darin werden wichtige Aspekte der chinesisch-deutschen Verhältnisse konzentriert, vielfältig und äußerst anregend ausleuchtet. Die Herausgeber Hu Chunchun und Thomas Zimmer arbeiten seit Jahren im Bereich chinesisch-deutscher Kulturaustausch an renommierten Shanghaier Universitäten. Die Herausgeberin Odila Triebel leitet den Bereich Dialog und Forschung „Kultur und Außenpolitik“ am Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) in Stuttgart.

Von dem etwas sperrig geratenen Titel „Im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdverstehen. Globale Herausforderungen und deutsch-chinesische Kulturbeziehungen“ sollte man sich in keinem Fall abschrecken lassen. In vier Unterkapitel, die sich Schritt für Schritt vom Abstrakten und Allgemeinen („Selbstverortung im Globalen“) zum Konkreten und Speziellen („Kooperation in der Praxis im Vergleich“) vortasten, bieten die Beiträgerinnen und Beiträger ein Spektrum von erstaunlicher Breite und Tiefe. Es fällt schwer, einzelne Beiträge exponiert hervorzuheben. Dennoch seien besonders die beiden einleitenden Kapitel von ZHAO Tingyang (赵汀阳) und Thomas Zimmer empfohlen, die in Doppellektüre eine konzise Zusammenfassung zu dem von Zhao politologisch und ideologisch scharfgestellten Begriff Tianxia (天下) sowie eine intelligente Replik unter Berücksichtigung von Schwächen und Chancen liefern. Alle im chinesisch-deutschen universitären Kontext tätigen Leserinnen und Leser werden zudem den Artikel von Ulrich Schreiterer (S. 173–191) mit Gewinn lesen, in dem er mit einer qualitativen Methodik den persönlichen Erfahrungen und Narrativen der beteiligten Forschenden nachgeht. Zuletzt bietet der Beitrag von Oliver Radtke (S. 327–346) eine gewinnbringende Lektüre. Radtke gelingt es nachvollziehbar (und erneut mit Verweisen auf Zhao Tingyang) auf neue Aufgabenfelder und Verhandlungsmodi der chinesisch-deutschen Kulturbeziehungen hinzuweisen.

Der Band ist per open access leicht digital zugänglich (Im Spannungsverhältnis zwischen Selbst- und Fremdverstehen: Globale Herausforderungen und deutsch-chinesische Kulturbeziehungen | SpringerLink) und wird, wie auch der Vorgänger „China-Kompetenz in Deutschland und Deutschland-Kompetenz in China“ (Springer VS 2021), hoffentlich seinen Weg auf die Schreib- und Nachttische vieler Interessierter finden.